
Ralf Knoblauch mit einer Königsfigur
1. Adventssonntag, 2. Dezember 2018, in Billerbeck
Advent mit Königen – ein „Königsweg“
Schriftstellen:
Erste Lesung: Jer 33,14-16
Zweite Lesung: 1Thess 3,12-4,2
Evangelium: Lk 21,25-36
Die Menschen werden vor Angst vergehen. (Lk 21,26)
Wie das alte Kirchenjahr am vergangenen Sonntag mit dem Christkönigsfest endete, so beginnt das neue mit der Ankündigung der Wiederkunft des Königs „mit großer Macht und Herrlichkeit“. Verbunden damit ist der Blick auf die Zeit, da die Welt sich vollendet hat.
In der Ersten Lesung heißt es: „Es werden die Tage kommen.“ In der Zweiten Lesung ruft uns Paulus zu: „Unser Herr kommt mit all seinen Heiligen.“ Im Evangelium schildert uns Lukas Jesu Sicht vom Ende der Zeiten.
Die Gestalt des Königs begleitet uns durch den Advent. Der Künstler Ralf Knoblauch hat Figuren geschnitzt, von denen Sie eine in dieser Kirche sehen können. Statt der Figuren von Maria und Josef auf Herbergssuche wandern in diesem Jahr von Ralf Knoblauch gestaltete Königsfiguren durch die Familien, die dies wünschen.
Die Figuren erinnern uns an unsere Königswürde. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, so ist es auch in unserem Grundgesetz verankert.
Weißgewandet sind alle Figuren. Das erinnert an unsere Taufe, bei der wir Königskinder wurden. Wenn man kleinen Kindern eine Krone aufs Haupt setzt, gehen sie würdevoll und königlich. In seiner Werbemappe schreibt Ralf Knoblauch zu den Figuren: „Die Königsskulpturen sind eine Einladung an Kinder und Jugendliche, darüber nachzudenken, wie wichtig und wertvoll sie selbst sind. Dabei dürfen und sollen die Holzkönige/innen angefasst, berührt, gestreichelt werden. Kinder und Jugendliche können über ihre eigene Würde und die der anderen nachdenken und dem auf verschiedene Weise nachspüren.“
Eine Fotokarte von Ralf Knoblauch mit dem Titel „Das Beispiel der Könige“ ist wie folgt beschriftet: „Die Krone vom Kopf ... runter vom Thron ... hinaus in die Welt ... der Sehnsucht folgen ... im Kleinen die Erfüllung entdecken ... sich selbst verschenken ... anbieten ... heimkehren ... Zeugnis ablegen.“
Was mit einem König beginnt, endet mit dem Suchen und Finden dieses Königs der Welt durch die Weisen aus dem Morgenland, die heiligen Drei Könige. Wer auch immer diese Weisen waren, trotz ihrer Gelehrtheit müssen sie nach dem Weg fragen, um den König zu finden. Sie erkundigen sich im Tempel bei den Schriftgelehrten; denn diese müßten doch wissen, wenn in Jerusalem ein König geboren wird. Sie kennen die Schriftstelle genau: „Du, Bethlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Stätten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.“ (Mt 2,6)
Die Schriftgelehrten lesen diese Ankündigung, aber sie verstehen sie nicht. Während sie fromm und andächtig lesen, geschieht in ihrer Nähe genau das, was sie lesen, aber sie merken es nicht. Da müssen Fremde kommen und sie darauf aufmerksam machen.
Diese Fremden waren vermutlich Tempelpriester des Gottes Marduk, Menschen, die eine Sehnsucht im Herzen trugen. Als Sterndeuter projizierten sie diese Sehnsucht an den Himmel und sahen in der Konjunktion von Jupiter und Saturn im Zeichen der Fische ein besonderes Ereignis heraufkommen. Jupiter ist der Königsstern, Saturn der Stern Israels und das Zeichen der Fische steht ebenfalls für Israel.
Die Weisen deuteten eine dreifache Konjunktion als Hinweis, daß es einen neuen König der Juden geben werde. Alles Grund genug, sich auf den Weg zu machen, auf einen langen, weiten Weg, den sich Erzähler und Krippenschnitzer immer wieder ausgemalt haben.
Im Laufe der Zeit sind es drei Könige geworden, die drei Gaben bringen. Ich sehe in den drei Königen die drei Generationen dargestellt: Die Jugend, die Erwachsenen und die Alten, alle drei gemeinsam vor dem Gottessohn. Doch nicht allein die Darstellung der unterschiedlichen Generationen macht dieses Bild interessant, sondern die Art und Weise, wie sie sich verhalten, sagt viel über sie selbst und auch über uns persönlich aus, egal zu welcher der drei Generationen wir gehören.
Der alte König kniet vor dem Kind. Die Krone hat er abgelegt und meist auch schon das Geschenk abgestellt.
Der mittelalte König steht hinter ihm, dem Kind zugewandt und mit der Gabe in den Händen.
Der junge König steht oft abseits, näher bei den Tieren und Begleitern, bestenfalls mit Blick in Richtung des Kindes. Auch er hält sein Geschenk in den Händen.
Sie kennen vielleicht die Geschichte vom 4. König nach Edzart Schaper (1908-1984), der sich durch Gutestun so sehr verspätet, daß er erst bei der Kreuzigung auf Jesus trifft.
Mich hat eines Jahres erschrocken, als mir bewußt wurde, worin der Unterschied zwischen den Schriftgelehrten und den Weisen besteht. Die Schriftgelehrten sind zwar Wissende vom Kopf her, aber ohne Verbindung zu ihrem Herzen, wohingegen die Weisen zwar nichts Genaues wissen, aber eine wache Sehnsucht im Herzen tragen und sich auf den Weg machen. Sie suchen etwas, ohne genau zu wissen wo.
Wir wollen wenigstens den Ort, die Straße und die Hausnummer wissen, möglichst noch einen Stadtplan dabei haben, besser noch ein Navigationsgerät. Trotz dieses technischen Fortschrittes mache ich mir zu meiner Fahrtroute, vor allem in Bezug auf Autobahnkreuze, nach wie vor Notizen.
Ich wünsche mir, mehr ein Weiser als ein Schriftgelehrter zu sein, beides zusammen wäre ideal. Die Aktion in diesen Tagen trägt den Namen „Königsweg“. Machen wir uns bewußt, daß wir als Königskinder auf dem Weg sind. Beim Propheten Jesaja heißt es: „Völker wandern zu deinem Licht, Könige zu deinem strahlenden Glanz!“ (Jes 60,3)