
22.7.2020
2. Der Autor Antoine de Saint-Exupéry
Antoine de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 geboren, heiratete im April 1931 Consuelo Suncin Sandoval de Gómez (1901-1979) und starb am 31. Juli 1944 als Pilot der französischen Armee während eines vom korsischen Flughafen Bastia-Borgo aus gestarteten Aufklärungsfluges nach Grenoble beim Absturz seines vermutlich von einem deutschen Jagdflieger abgeschossenen Flugzeuges ins Meer bei der Île de Riou vor Marseille.
Seine Mutter und seine Geschwister nannten ihn wegen seiner blonden Haare „Roi Soleil – Sonnenkönig“, seine Schulkameraden wegen seiner Stups- oder Himmelfahrtsnase „Pique la lune – Mondgucker“ und seine Freunde „Saint-Ex“.
Das Leben als Flieger und Pilot war seine Berufung. Psychologisch gesehen flieht er vor seiner Mutter in die Luft und in die Intellektualität. Dahin kann sie ihm nicht folgen. Er ist der „Puer aeternus – Der ewige Junge“, den Marie-Louise von Franz (1915-1998) in ihrem auf dem Leben von Antoine de Saint-Exupéry basierenden Buch „Puer aeternus: Ewiger Jüngling und kreativer Genius“ beschreibt.
Antoine de Saint-Exupéry heiratete Consuelo Suncin Sandoval de Gómez, wurde aber nicht sehr glücklich mit ihr; denn die Beziehung zu seiner Mutter war zu stark, was seine Briefe an sie deutlich zum Ausdruck bringen.
Seinen letzten Brief, den seine Mutter aber erst im Juli 1945 erhielt, schrieb er im Juli 1944 vom korsischen Flugplatz Bastia-Borgo aus an „Meine kleine Mama“.
Antoine de Saint-Exupéry als Dichter
Sein berühmtestes Werk ist sicherlich Der Kleine Prinz. Er schrieb das weltbekannte Werk 1942 in Bevin House am Strand in Northport auf Long Island. Dort befand er sich während der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen im Exil. Als der amerikanische Verleger Curtis Hitchkock bei einem Treffen mit Antoine de Saint-Exupéry in einem Restaurant sah, wie der Dichter einen merkwürdigen Jungen auf eine Serviette malte, soll er ihn dazu bewegt haben, ein Kinderbuch zu schreiben. So wurde Der Kleine Prinz geboren. Die französische und die englische Ausgabe erschienen 1943 in New York und in gleicher Aufmachung 1950 in Deutschland.
Der Kleine Prinz ist eine Erinnerung an die Kindheit des Autors und Trost für seinen jüdischen Freund, den französischen Schriftsteller und Kunstkritiker Léon Werth (1878-1955), dem er das Buch widmete.
Es beinhaltet zahlreiche durch den Kleinen Prinzen vermittelte Lehren. Das zentrale Thema lautet: „Die durch die Freundschaft besiegte Einsamkeit.“ Das Adjektiv „klein“ verweist auf das Kindsein des Menschen, das Substantiv „Prinz“ auf die königliche Abstammung. Dieser Kleine Prinz ist nicht von dieser Welt, er kommt vom Himmel, von höher her als der Mensch, sozusagen aus dem Jenseits. Deswegen kann er den Menschen Lehren erteilen unter dem Anschein des Staunens und Fragens. Sein Leib ist nur eine Hülle, die er während seines Aufenthaltes auf dieser Erde angelegt hat. Er gibt sie wieder auf, wenn er in den Himmel zurückkehrt. Die sechs dargestellten Erwachsenengestalten sind Porträts der Einsamkeit. Vor allem aber geht es um das Kind und die Rose.
Antoine de Saint-Exupérys gesammelte Schriften sind in drei Bänden erschienen. Eine SUMMA seines Schaffens ist „Die Stadt in der Wüste“ (La Citadelle), an der er ab1936 arbeitete; erschienen ist das Buch 1948 in französischer und 1951 in deutscher Sprache. Es entstand auf der Grundlage von tagebuchartigen Notizen. Die Zitadelle stellt das innere Reich der Seele dar, in dem der Mensch zu sich selber findet. Es gibt keine durchlaufende Handlung, sondern ein Mosaik aus Meditationen, Reflexionen, Sentenzen, Bildern, Gesprächen und Gebeten.