25.8.2020

23. Begegnung mit der Schlange (Kapitel XVII)

Als erstes begegnet der Kleine Prinz auf der Erde einer Schlange, keiner bedrohlichen Boa, sondern einer mit Menschenstimme sprechenden Schlange, einem mondfarbenen Ring. Mit seinem wachsenden Ich-Bewußtsein begegnet er seinem Unbewußten. Er fühlt sich allein. Er ist in der Wüste, dem Ort der Reifung.

Die Schlange stellt die typische Frage: „Was willst du hier machen?“ Sie fragt nach der Zielbestimmung und motiviert das Wollen. Das unbestimmte Suchverhalten erhält so Konturen. Auch in unserem geistlichen Leben verhält es sich ähnlich. Wir brauchen den Anstoß durch eine Frage, wie zum Beispiel: „Was willst du mit deinem Leben machen?“

 

In Träumen geschieht die Begegnung mit der Schlange häufig an Wende- oder Krisenpunkten des Lebens. Die Schlange symbolisiert die Instinktsicherheit, die das Bewußtsein bei einem neuen Entwicklungsschritt besonders nötig hat.

Der Kleine Prinz muß zuerst durch die Wüste des Alleinseins und der Isolierung hindurch. Die Schlange symbolisiert als Anima-Gestalt die unbewußte Vertreterin des Weiblichen und Erdhaften. Das Heraustreten des Kleinen Prinzen aus der Selbstisolierung durch den Umgang mit Menschen könnte die Schwierigkeiten mit der Blume beheben; denn nur durch Begegnung kann der Prozeß des Liebenlernens in Gang kommen.