26.8.2020

24. Der Kleine Prinz auf einem hohen Berg (Kapitel XVIII und XIX)

„Von einem Berg so hoch wie der da“, sagte [...] sich [der Kleine Prinz], „werde ich mit einemmal den ganzen Planeten und alle Menschen sehen ...“ Aber er sah nur spitze, gezackte Felsen und fand diesen Planeten, der „ganz trocken, voller Spitzen und ganz salzig“ war, sehr seltsam.

„Wo sind die Menschen?“ Diese Frage läßt den Kleinen Prinzen nicht los. Er hat sie bereits an die Schlange gerichtet, weil er sich in der Wüste sehr einsam fühlte, und bekam die Antwort, man sei auch mit Menschen einsam. Die Blume mit ihren drei armseligen Blütenblättern vermutet, es gebe einige wenige: „Aber man weiß nie, wo sie zu finden sind. Der Wind verweht sie. Es fehlen ihnen die Wurzeln ...“ Welche Weite hat dieser Satz!

Die Wüstenblume macht dem Kleinen Prinzen sein Grundanliegen deutlich. Er hat die Erde gesucht, um ein ganzer liebesfähiger Mensch zu werden in Partnerschaft und Gemeinschaft. Doch er empfindet sie durch die verfälschende Brille seines Wunsch- und Idealbildes als armselig; denn seine Wahrnehmung ist getrübt.

Er macht eine weitere Grunderfahrung. In dem erdrückenden Schweigen und in der endlosen Weite hört er nur das Echo seiner eigenen Stimme, die fremd zu ihm von den felsigen Bergen zurückschallt. Die aufkommende Phantasielosigkeit, die sich in der dauernden Selbstwiederholung zeigt, ist Auswirkung seiner eigenen Selbstentfremdung. Er muß heraus aus der quälenden Selbstisolierung, aus der unfruchtbaren Steinwüste des Alleinseins.