28.8.2020

26. Begegnung mit dem Fuchs (Kapitel XXI)

Wie man einzig wird, zeigt die Begegnung des Kleinen Prinzen mit dem Fuchs. Wenn man weint und in kindliche Muster zurückfällt, nimmt man nichts wahr von seiner Umgebung. Daher ergreift der Fuchs die Initiative und spricht den Kleinen Prinzen an: „Guten Tag“, sagte der Fuchs. „Guten Tag“, antwortete höflich der Kleine Prinz, der sich umdrehte, aber nichts sah. „Ich bin da“, sagte die Stimme, „unterm Apfelbaum ...“ „Wer bist du?“, sagte der Kleine Prinz. „Du bist sehr hübsch ...“ „Ich bin ein Fuchs“, sagte der Fuchs.

Kommunikation setzt oft am Äußeren an. Der Kleine Prinz möchte wissen, wer dieses schöne Wesen ist. So öffnet sich eine Brücke, um aus der Traurigkeit herauszukommen.

„Komm und spiel mit mir“, schlug ihm der kleine Prinz vor. „Ich bin so traurig ...“. Doch der Fuchs kann nicht mit ihm spielen, weil er noch nicht gezähmt ist. Auf die Frage des Kleinen Prinzen, was „zähmen“ bedeute, erklärt er ihm, es sei notwendig, sich vertraut zu machen, einander zu brauchen und einzig zu sein in der Welt. Der Kleine Prinz erkennt, daß seine Rose einzig ist und auch sein Freund der Fuchs. Er kehrt zu den fünftausend Rosen zurück. „Ihr gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid noch nichts“, sagte er zu ihnen. „Niemand hat sich euch vertraut gemacht, und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich hab ihn zu meinem Freund gemacht, und jetzt ist er einzig in der Welt.“ Ebenso verhält es sich mit seiner Rose; denn er hat sie gehegt und gepflegt, sich intensiv um sie gekümmert und vertraut gemacht, wohingegen die fünftausend Rosen zwar „schön“, aber „leer“ sind.

Als der Kleine Prinz und der Fuchs sich verabschieden, sagt der Fuchs: „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, wiederholte der Kleine Prinz, um es sich zu merken. Der Fuchs ergänzte noch: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“