
21.11.2021
„Bekenntnis contra Unglaube“
Unter dieser Überschrift kündigt SVEN L. CONRAD FSSP in der Wochenzeitung Die Tagespost vom 10. Juni 2021 unter anderen mit einem Foto von Karl Leisner (1915-1945) an: „Weltjugendtage sind zum Synonym für Neuevangelisierung in der katholischen Kirche geworden. Die Verlegung der Weltjugendtage auf das Christkönigsfest ermutigt zu einem neuen Autoritätsbewusstsein“.
Zu Karl Leisner heißt es in dem Artikel:
In seinem Wort und Heilshandeln erhebt der Herr einen Anspruch, der unsere ganze Existenz fordert und von dem das Gelingen unseres Lebens abhängt. „Christus, du bist meine Leidenschaft“, schrieb der von der Jugendbewegung geprägte selige Priester Karl Leisner ins Tagebuch zu seinem Eintritt ins Seminar. Das Bekenntnis zu seinem König führte ihn im Kampf mit dem nationalsozialistischen Regime ins Konzentrationslager Dachau, wo der kranke Diakon im Geheimen die Priesterweihe erhielt. Der weihende Bischof trug dazu einen Stab, in dem die Worte eingraviert waren: ,,Victor in vinculis“ – „Sieger in Fesseln“. Die Verehrung Christi als König war oft der entscheidende Ansporn, wenn sich katholische Jugendliche im deutschen Sprachraum gegen die Nationalsozialisten stellten.
Siehe auch „Vatikan: Diözesaner Weltjugendtag erst im November“ und „Vatikan veröffentlicht Leitlinien für diözesanen Weltjugendtag“.
* * * * *
Im schriftlichen Nachlaß von Karl Leisner und dem seines Bruders Willi (1916-2010) finden sich zahlreiche Notizen zum Christkönigsfest, das damals am letzten Sonntag des Jahres gefeiert wurde, nachdem es 1925 von Papst Pius XI. (1857-1939) eingesetzt worden war. Da der diözesane Weltjugendtag ab diesem Jahr nun statt am Palmsonntag am Christkönigsfest stattfindet, könnte Karl Leisner für die heutige Jugend an Bedeutung gewinnen.
Sonntag, 28. Oktober 1934, Christ-Königs-Fest
Willi Leisner:
Christkönigsfest! Ein herrliches Bekenntnis katholischer Jugend!!
Aus einem Zeitungsartikel:
Die große Bekenntnisstunde der kath. Jugend Kleves:
Nach der überaus gehaltvollen Festpredigt des Jesuitenpaters [Heinrich] Horstmann (Düsseldorf), die alle Anwesenden in ihren Bann schlug, waren alle mit Aug’ und Ohr, mit Herz und Hand beim Verlaufe des Gottesdienstes gegenwärtig. Beim sakramentalen Umzug durch die Kirche beteiligten sich, brennende Kerzen tragend, der gesamte Stadtklerus, Studienrat Professor Dr. [Bernhard] Peters, zwei Kapuzinerpatres aus dem Spyck[kloster] und etwa 35 studierende Kleriker [der Herz-Jesu-Missionare] aus dem Missionshause Kloster Freudenberg (Hau). Dechant [Jakob] Küppers trug das Sanktissimum, dem alle Banner das Geleite gaben.[1]
Karl Leisner war um die Zeit des Christ-König-Festes bei der Jugend in Dortmund.[2]
[1] Leisner, W. Nr. 5: 71
[2] s. Brief von Karl Leisner vom 5.2.1935 an Willi Jansen
Münster, Sonntag, 27. Oktober 1935, Christ-Königs-Fest
[Tgb. 16, 85f.][1]
Nachtrag:
Christkönigstag – dachte ich noch daheim miterleben zu dürfen. Aber das Geschick wollte es, daß wir schon im [Collegium] Borromaeum sein sollten, um eine schriftliche philosophische Arbeit zu schreiben. Hoffentlich ist’s schön daheim. Bei der Christkönigsgemeinschaftsmesse der Jugend [in Kleve] war ich im Geiste mit dabei, während wir Gemeinschaftsmesse auf der Kapelle [im Collegium Borromaeum] feierten mit P. [Friedrich] Kronseder [SJ][2]: Der jüngste Kursus, die „auswärtigen Vor-Exerzitanten[3] und wir von der 2. Kompanie [vom zweiten Kurs]“, die wir heute am Tage der Feier des Königtums Jesu Christi ein philosophisches Examen bauen sollten. O Graus!
[1] Den folgenden Eintrag hat Karl Leisner am 16.11.1935 gemacht.
[2] Bei P. Friedrich Kronseder SJ machte Karl Leisners Studienkurs vom 30.10. bis 2.11.1935 Exerzitien.
[3] Vermutlich die Studenten in den Außensemestern, die vor Semesterbeginn ihre Exerzitien in Münster machten.
Tgb. 16, 84][1]
Feierfolge des Christ-Königs-Festes 1935 in der Stiftskirche [Kleve]:
Liedzettel[2]:
Christus muss König sein!
Christ-Königsfeier der katholischen Jugend Cleves 1935.
Bannereinzug, dazu das gemeinschaftl. Lied: „Lobt froh den Herrn...“
Wir beten:
[...]
Gemeinschaftl. Lied: „Wir sind dein Jung-Volk[3], ...“
Christ-Königsansprache.
Gemeinschaftl. Lied: „Lobe den Herren, ...“
Sprechchor. [Vater unser][4]
Gemeinschaftl. Lied: „Uns rufet die Stunde, ...“
Wir beten unser Treuegelöbnis:
Vorb.: Preiset unsern König, preiset ihn, er ist der große Herrscher über alle Welt.
Alle: Alle Geschlechter bringen ihm Lob und Ehre dar.
Vorb.: Göttlicher König Jesus Christus, dein Weltreich hat David im Geiste geschaut, als er im Gebete den Herrn fragte: „Warum lehnen die Heiden sich wider dich auf? Was wollen die Völker der Erde gegen Dich?
Alle: Die Herrscher der Welt erheben sich / und die Fürsten verschwören sich gegen Gott und seinen Gesalbten.
Vorb.: Der im Himmel thront lacht über sie und der Herr spottet ihrer. Doch einst, am Tage seines Zornes, wird er ihnen Antwort geben und in seinem Grimme sie zu Boden schmettern.
Alle: Ich bin gesetzt zum König über Sion, zu künden sein Gesetz.
Vorb.: Der Herr spricht zu mir: „Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt. Verlange von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe, zu deinem Besitztum die Grenzen der Erde.“
Alle: Mit eisernem Zepter sollst du sie beherrschen / und zerschlagen wie der Töpfer sein Geschirr.
Vorb.: Dienet dem Herrn in Furcht und unterwerfet euch, sonst zürnt er und ihr verfehlt den rechten Weg. Schnell ereilt den Frevler Gottes Zorn.
Alle: Selig alle, die auf ihn vertrauen.[5]
Vorb.: Göttlicher König Jesus Christus, in dir hat alle Gewalt und Ordnung ihren Ursprung [vgl. Mt 28,18]. In deinem Namen walten die Eltern in der Familie. In deiner Kraft herrschen die Lenker der Staaten. Wo du regierst, bleiben Glück und Ordnung, fliehen Haß und Neid, hören Krieg und Kämpfe auf. Wo dein Geist nicht ist, zeigen sich Ungerechtigkeit und Sünde, Aufruhr und Unzufriedenheit.
Alle: In dir sollen gesegnet sein alle Völker der Erde. [vgl. Gen 12,2f]
Vorb.: Mit Freuden erwählen wir dich heute von neuem zu unserm Herrn und König und geloben dir heilige Treue für immer. Du bist der Hirt und Bischof unserer Seelen. [vgl. 1 Petr 2,25] Wir sind dein Eigentum, das Geschlecht, das du erwählt, das Volk, das du erworben, das königliche Priestertum, das du geheiligt hast. [vgl. 1 Petr 2,9] Nicht mit vergänglichen Schätzen, nicht mit Gold oder Silber hast du uns erkauft, sondern mit deinem kostbaren Blute, das du für uns vergossen hast. [vgl. 1 Petr 1,18f]
Alle: Himmlischer König, wir wollen dir treu bleiben. Führe uns mit starker Hand durch das irdische Leben.
Vorb.: Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste.
Alle: Wie es war im Anfang / so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Prozession:
(„Wir gehen mit dir, wohin du auch gehen magst“ [vgl. Rut 1,16])
Sakramentaler Segen.
Gemeinschaftl. Lied: „Ein Haus voll Glorie schauet ...“
Viel Müh’ und Fleiß zu Gottes Preis! Als Sprechchor probe ich ein das herrliche „Vater unser“ von Georg Thurmair.
In einer Führersitzung des Jungmännervereins zusammen mit Kaplan [Wilhelm] Hetterix und Kaplan [Albert] Heistrüvers entstand dieses „Programm“.
[1] Den folgenden Eintrag hat Karl Leisner am 16.11.1935 gemacht.
[2] Ins Tagebuch ist die Programmfolge auf einem mit Wachsmatrize vervielfältigten DIN-A4-Blatt eingeklebt.
[3] In diesem Lied ist „Jungschar“ durch „Jung-Volk“ ersetzt.
[4] Thurmair, G. o. J. [? 1932]: 13–16
[5] Bis zu diesem Vers ist das Treuegelöbnis ein Anklang an Ps 2.
Kleve, Sonntag, 31. Oktober 1937, Christ-Königs-Fest [Tgb. 22, 15–18][1]
Morgens 7.30 Uhr Gemeinschaftsmesse. – Es fehlt der Schwung, es fehlt die Jugend! – Ich suche kraftvoll-männlich vorzubeten. Kaplan [Wilhelm] Hetterix predigt sehr tief, ruhig, ergreifend. Die höhnische Frage des russischen Volkskommissars an den russischen Patriarchen: „Wer wird siegen von uns beiden?“ – und dessen Antwort: „Sie werden siegen, aber nach allen Ihren Siegen wird Christus siegen.“ – ist erschütternd wahr und groß! Christus ist König, ja „quia erat Agnus“. [Weil er das Lamm war.] – Reich der Wahrheit und Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens[2] will Er uns bringen!
Unten knien Thej Köster und sein Vater [Theodor] in Leid gebeugt. Und doch feiern sie mit uns allen Christus, den König der ewigen Herrlichkeit!
[...]
Als Tagesabschluß dann die Feier in der Stiftskirche. Wenig Jugend, zu wenig Volk! – Kein Schwung im Beten und Singen. Die ganze Trauer der Lage packt mich. Kaplan Demers hat’s fein gemacht.
Nachher mit Franz E. [Ebben] und Paul Schr. [Schraven] spazieren zum Weißen Tor – Grenzallee [Querallee]. Coll. rel. et iuven. [Colloquium de religione et iuventute – Gespräch über Religion und Jugend]. 24.00 Uhr Falle!
[1] Den folgenden Eintrag hat Karl Leisner am 3.11.1937 gemacht.
[2] aus der Präfation für das Christ-Königs-Fest, s. Schott 1932: 427
Sonntag, 29. Oktober 1944, Christ-Königs-Fest
Bischof Gabriel Piguet pontifizierte zum ersten Mal in der Kapelle des KZ Dachau. Auf Grund dessen hatte P. Gregor Schwake OSB einen vierstimmigen Christkönigshymnus komponiert, außerdem erklang die Dachauer Messe.[1]
[1] s. Schwake 1954: 38
Ferdinand Maurath aus Dachau am 29.10.1944 an seine Angehörigen in Lörrach:
Wenn die Unruhe durch die Flieger so stark ist, wird außer dem kulturellen auch das kirchliche Leben bei Euch stark leiden. Umgekehrt haben wir am Christkönigsfest ein Pontifikalamt!
Alle das Christkönigsfest betreffenden Angaben inklusive der Fußnoten sind der Lebens-Chronik zu Karl-Leisner entnommen.