
1.2.2019
3 – III – Drei
Die Drei, hebräisch גימל Gimel ג, griechisch Gamma γ, ist die Synthese aus der Eins und der Zwei. Die Eins faßt Ganzheiten zusammen, die Zwei teilt, wiederholt, erzeugt Symmetrien, die Drei zentriert Symmetrien und startet lineare Abläufe.
Es gibt die Suche nach dem Verbindenden in der Zwei. Drei ist besser als zwei. Manche können nur bis drei zählen: „Eins, zwei, drei, ganz viele!“ Mit der Drei wird der Beginn einer Zahlenreihe gesetzt. Die Drei ist die erste ungerade Zahl, die erste ungerade Primzahl, die erste Dreiecks-Zahl, das heißt die Summe der vorhergehenden Zahlen eins und zwei ergibt drei (1+2=3).
Jede Gegensatzspannung drängt zu einem Ablauf, aus welchem das Dritte entsteht. Aus Eins wird durch Spaltung Zwei, von Zweien das übergreifende Eine aber ist das Dritte. Die Dreiung führt zu einer neuen Integration, welche die vorhergehende Zweiung nicht verneint, sondern übersteigt. So ist das Kind das bindende Dritte zwischen dem männlichen und dem weiblichen Elternteil. Wir sprechen unter anderem vom „lachenden Dritten“ und kennen die Redewendung „Aller guten Dinge sind drei“.
Die ersten drei Kindheitsjahre sind wichtig. Es ist die Zeit, die von unserer ersten Rückerinnerung bis zur Geburt reicht, und gleichzeitig die Phase von der Geburt bis zum ersten wahren Ich-Erleben. Im dritten Lebensjahr lernt ein Kind, im Ich zu leben und von seinem Ich zu wissen. Von da an stellen Kinderzeichnungen kein Wirbelknäuel mehr dar, sondern Kreise und Kreuzungen.
Die ungerade Drei ist eine männliche Zahl. Sie stellt die Einheit nicht in sich selbst, sondern mit der Erde verbunden dar. Die geraden Zahlen stehen für das Weibliche. Die Drei wird symbolisch dem Jupiter zugeschrieben.
Während die Zwei spaltet, bringt die Drei alles wieder zusammen. Der Mensch ist Leib, Geist und Seele sowie Verstand, Gefühl und Wille. Diese Trichotomie ist nicht beständig. Der Geist wird nicht nur dem Menschen zugesprochen, sondern gilt auch als außermenschliche kosmische Wesenheit.
Vor allem in Märchen kommt der Drei eine besondere Bedeutung zu. Nachfolgend einige Beispiele: Auf dem 3. Sohn liegt die Verheißung; die 3. Tochter ist die schönste; es gibt drei Stationen auf dem Suchweg, drei Gaben und drei Wünsche. Selbst der Teufel hat drei goldene Haare.
Die Welt unserer Wahrnehmung ist dreidimensional, daher entspricht der Satz „Alles hat zwei Seiten“ nicht der Wirklichkeit. Das gesamte Leben erscheint unter einem dreifachen Aspekt. In den meisten Kulturen und Religionen gilt die Drei als heilige Zahl, als Zahl der Vereinigung, als Inbegriff der Ordnung: Anfang, Mitte und Ende. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. These, Antithese und Synthese. Die drei Grundfarben Rot, Gelb, Blau. Die drei Stände Priester, Krieger, Bauern.
Eine Dreierkultur führt zu dreibuchstabigen Abkürzungen: vgl., bzw., etc., usw., CDU, SPD, F.D.P., PDF, IBM, BMW, u.v.m.
Bei Origenes gibt es den dreifachen Schriftsinn der Bibel: den buchstäblichen, den moralischen und den mystischen. Auch Gott wird als heilige Dreiheit erfahren. Wo er nicht drei Personen darstellt, sondern nur eine wie im Islam, machen ihn drei Eigenschaften vollkommen. Das Christentum kennt die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe.
Der Heilige Geist schließt die neue Glaubensvorstellung an die bekannten antiken Triaden an. Das Christentum gesteht dem Weg zum Heil eine dreieinige Spur in der Dreifaltigkeit zu.
Jesus war bei seiner Taufe 30 Jahre alt; vor Vollendung des 30. Lebensjahres durfte kein Gesetzeslehrer lehren. Jesu Erdenwirken dauerte drei Jahre.
Friedrich Rückert (1788-1866):
„Denn Eins ist Alles, wenn der Schein der Zweiheit schwand,
Wenn Zwietracht Eintracht wird und Einfalt das Zwiefalte,
Dann wird der Schaden heil am alten Weltzweispalte.“
Was bedeutet uns die Drei?