
1.5.2019
Josef der Arbeiter
Der Monat Mai gilt als Marienmonat, und doch beginnt er mit dem Fest des hl. Josef, des Arbeiters. Um den in der ganzen Welt als „Tag der Arbeit“ gefeierten 1. Mai auch kirchlich zu begehen, weihte Pius XII. (1876-1958) ihn im Jahre 1955 dem hl. Josef, der mit seiner Hände Arbeit für den Unterhalt der heiligen Familie sorgte.
Neben dem hl. Paulus ist seit 1662 der hl. Josef Patron des Domes und des Bistums Münster. So ist auch eine der Chorkapellen im Dom mit dem Grabmal des Christoph Bernhard von Galen (1606-1678) dem hl. Josef geweiht. Aus dem 17. Jahrhundert stammt eine Figur dieses Heiligen von Johann Mauritz Gröninger (1652-1707) an der linken Chorwand im Hochchor.
In Münster gibt es nicht nur in der Innenstadt seit 1888 eine Pfarrkirche, die dem hl. Josef geweiht ist, sondern auch in Kinderhaus und in Gelmer.
All das sind Hinweise dafür, wie wichtig der Kirche der hl. Josef ist, die ihn als ihren Patron und Schutzherrn verehrt. Unter den letzten Päpsten hat ihn vor allem Johannes XXIII. (1881-1963) verehrt; als Angelo Giuseppe Roncalli hatte er ihn zum Namenspatron und rief ihn schon als Fünfzehnjähriger häufig im Gebet an. Dieser Papst war es auch, der dem hl. Josef im damals einzigen Kanon der Meßfeier einen Platz gleich nach Maria gab.
Von Josef wird in der Bibel nirgendwo berichtet, daß er etwas gesagt habe. Er ist der große Schweiger. Bei Krippendarstellungen wird er oft an den Rand gestellt, aber er ist bezogen auf die Mitte, auf Jesus.
Als Schweiger kann er bis in den Traum auf die Stimme Gottes hören. Und dann handelt er so, wie es von ihm gefordert wird. Das mag nicht immer mit seinen eigenen Plänen übereingestimmt haben; aber der Horchende gehorcht.
Josef war ein Handwerker, so wird er auch oft mit Axt und Säge dargestellt. Wir dürfen vermuten, daß Josef als junger Mann wie alle jüdischen Männer eine Ehe und Familie gründen wollte, die er mit seiner Hände Arbeit als Zimmermann zu ernähren gedachte. Aber es kommt anders, und Josef ist gehorsam. Es wird ihm nicht leicht gefallen sein, seinen Betrieb zu verlassen und auf die volle eheliche Erfüllung zu verzichten.
Fotos: Gabriele Latzel
„Ist Josef nicht ein guter Patron für uns?“, fragt Karl Rahner (1904-1984). „Dieser Mann der armen Alltäglichkeit, dieser Mann der schweigenden Pflichterfüllung, der ehrlichen Gerechtigkeit und männlichen Frömmigkeit, dieser Mann, der Gottes Gnade in seinem Leben leibhaftig behüten durfte?"
Fotos: privat und P. Sebastian Debour OSB
Die Bibel weiß darum, daß Maria und Josef Jesus in den Tempel gebracht haben „gemäß dem Gesetz des Herrn“ und zwei Tauben opferten (Lk 2, 24). An der Bernwardstür des Domes in Hildesheim ist dargestellt, wie Josef eine Taube in den Tempel trägt. In der Kirche des Klosters Gerleve zeigt eine lebensgroße Holzskulptur den Patron des Klosters Josef als jungen Mann, der anläßlich der Geburt Jesu im Tempel eine Taube darbringt.
Ich weiß nicht, was die Künstler sich gedacht haben, Josef mit nur einer Taube darzustellen. Eine Erklärung könnte sein, daß Josef Jesus selbst als die zweite Taube ansah, die es zu opfern gilt.