
11.2.2022
Alles mit Gelassenheit
Nicht „Hauptsache gesund“ ist das Wichtigste, sondern „Hauptsache Gelassenheit“ mit allen Aspekten von Loslassen bis Sich-Überlassen. Man müßte alles gelassener sehen! Aber wie gelingt das? Es erlernt sich nicht wie eine Fremdsprache, sondern man muß die Gelassenheit immer wieder neu erkämpfen. Sie läßt sich nicht als Dauerzustand erreichen; denn von der Natur aus ist sie nicht für uns vorgesehen, aber eine Entwicklung dorthin ist in uns angelegt. Im Alter wird es auf Grund von Erfahrungen leichter, gelassen zu sein. Unsere Vorfahren mußten sofort reagieren, wenn sie bedroht wurden. Sie mußten wachsam und sprungbereit sein.
Gelassen bleibt, wer Nebensache für Nebensache und Hauptsache für Hauptsache hält und nicht aus der Mücke einen Elefanten macht. Neben einer guten Gelassenheit gibt es auch eine versteckte Gleichgültigkeit und darüber hinaus auch eine engagierte Gelassenheit, die man in allem möglichen Trubel bewahrt. Gelassenheit hilft, die eigene Position zu reflektieren.
Humor ist eine unentbehrliche Grundlage für Gelassenheit, die im Glauben und im Hoffen auf dem tiefsten Grund unseres Lebens gründet, nämlich Gott. Es ist eine Gelassenheit, die der Sorge Herr wird, die Angst verscheucht und noch unter Tränen die Freude aufblühen läßt. Humor ist die Gabe eines Menschen, den Unzulänglichkeiten der Welt und aussichtslosen Gegebenheiten mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.
Überlassen
Gerne überlasse ich mich einem Glücksgefühl, meinen Träumen, bestimmten Menschen, aber auch meinem Schicksal; ein hilfreicher Rat lautet: Überlasse das nur Gott, überlasse dich Gott.
Leben lassen
„Leben und leben lassen“ könnte eine Devise sein. Sie hat aber einerseits einen Beigeschmack von Gleichgültigkeit, kann jedoch andererseits auch eine gewisse Verantwortung beinhalten, damit andere nicht am Leben vorbeileben. Durch alle Formen des Lassens hindurch müssen wir schließlich unser irdisches Leben lassen.
Zulassen
Was darf ich zulassen oder muß es sogar? Meinen eigenen Schatten und den der anderen; denn Gott hat uns nicht als Engel geschaffen, sondern als unvollkommene Menschen.
Sich verlassen
Wenn wir sagen: „Ich verlasse mich nicht ...“ ergänzen wir in der Regel „auf dich.“ Wir können aber auch das MICH betonen im Sinne von „Ich stehe zu mir!“
Loslassen
Gelassenheit erlangt man am besten, wenn man losläßt. Wir sollen die vielen Abhängigkeiten loslassen. Aber es ist ein Irrtum zu glauben, alles sei in Ordnung, wenn wir unsere Gefühle beruhigen, den Geist leeren und alles loslassen, was uns zum Beispiel aufregt. Wir sollten das Aufregende analysieren und die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen.
Im Alter sind wir damit beschäftigt, loszulassen und uns aus sozialen Rollen zu verabschieden.
Wichtig ist, daß wir mit unserer Vergangenheit ausgesöhnt sind und zufrieden sind mit dem, was wir erlebt haben, ohne darauf gerichtet zu sein, was alles noch kommen kann.
Seinlassen
Echte Gelassenheit resultiert aus dem Seinlassen. Nicht etwas nicht loslassen, etwas ändern wollen oder uns zu einem Einverständnis zwingen, sondern einfach ja sagen zu dem, was ist.
Weglassen
Es gibt die Kunst des Weglassens, die das Wesentliche sichtbar werden läßt. Es gilt, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden.
„Herr, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; den Mut,
Dinge zu ändern, die ich ändern kann; und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.“
(Friedrich Christoph Oetinger 1702-1782 zugeschrieben)