
Gedanken zu Lesefrüchten (9.9.2019)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Was sind die besten Jahre?
Der jeweilige Augenblick ist die beste Zeit.
Je älter ich werde, desto mehr habe ich das Gefühl, die Zeit rast mir im wahrsten Sinne des Wortes davon. Das Gedächtnis verändert sich gewaltig: Während uns Erlebnisse aus der Jugend noch recht präsent sind, ist das gerade Erlebte sehr schnell vergessen. Das Nachlassen der Leistung des Kurzzeitgedächtnisses macht nicht wenigen Menschen im Alter sehr zu schaffen. Dann gilt es, sich in Gelassenheit zu üben und sich bewußt zu machen, daß sich das Gehirn im Laufe des Lebens verändert und die Nervensignale wesentlich mehr Zeit benötigen, um zu ihrem Zielort zu gelangen. Alles an uns wird schwerfälliger. Was verheißt da die Zukunft?
Zu den natürlichen Fähigkeiten des Alters gehört es, aus dem Gefängnis des Gewesenseins und des unveränderlichen So-und-so-Seins befreit zu sein. Die besten Jahre sind nicht die vergangenen. Was die Zukunft bringt, wissen wir nicht, wobei der Gläubige sagt: „Das „Beste kommt noch!“, und die Auferstehung meint.
Wie gut ist es, sagen zu können: „Den Tag durfte ich ganz entspannt erleben.“ Da ich dazu nicht immer in der Lage bin, empfinde ich eine solche Erfahrung als großes Geschenk.
Eine Frau, der ich zum 70. Geburtstag gratulierte, schrieb mir: „Überhaupt finde ich Älterwerden spannend, zu welchen Einsichten und Erkenntnissen wird es mich noch führen? Die Hinwendung zum Geistigen kompensiert doch nachlassende körperliche Kräfte und größere Gelassenheit setzt auch wieder Kräfte frei.“
Einen hervorragenden Einblick in die Thematik bietet die Sonderausstellung „Das Gehirn - Intelligenz, Bewusstsein, Gefühl“ noch bis zum 27. Oktober 2019 im LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Str. 285, 48161 Münster.