
Barmherzigkeitssonntag am 11. April 2021
Barmherzigkeit ist für Papst Franziskus (* 1936) ein wichtiges Thema, das war es auch für Karl Leisner (1915-1945).
Der Wahlspruch des Papstes lautet wie bereits während seiner Zeit als Bischof:
„Miserando atque eligendo – aus Barmherzigkeit erwählt.“
Seit 2000 wird der 2. Ostersonntag (Weißer Sonntag) im Festkalender der Kirche zugleich als Sonntag der Barmherzigkeit begangen.
Vom 8. bis 11. Dezember 1933 machte Karl Leisner Exerzitien bei den Jesuiten in ’s-Heerenberg bei Pater Wilhelm Joist SJ (1889-1960). In dieser Zeit, kurz vor dem Abitur, fiel seine Entscheidung, Theologie zu studieren und Priester zu werden.
Bonifatiushaus in ’s-Heerenberg
In den Exerzitien spielte auch das Thema Barmherzigkeit eine Rolle. In Karl Leisners Notizen aus den Vorträgen heißt es zum Beispiel am Samstag, 9. Dezember 1933:
Wie kann Gott denn für den kurzen Augenblick der Sünde eine solch furchtbare, ewige Strafe [der Hölle] verhängen? Er ist doch der barmherzige Gott!
Den kurzen Augenblick der Tat kann man keineswegs in Vergleich setzen mit der Länge der Strafe. Sehen wir uns einen an, der für Mord lebenslänglich im Zuchthaus sitzen muß:
[…]
Und doch ist Gott unendlich barmherzig. Er verzeiht!
[…]
Über das Wesen und die Wohltat der Beichte. Der Pater spricht von der allumfassenden Barmherzigkeit Gottes und der Liebe Jesu Christi zu uns. – Aus unendlicher Liebe zu uns setzte er dieses heilige Sakrament ein. Es war das große „Ostergeschenk“ des Heilandes an die Kirche. Er kannte und wußte um unsre Schwachheit und aus Liebe setzte er es ein. – Es ist eine psychologische Tatsache, daß der Mensch das Bedürfnis hat, sich in einer Sache, die ihn arg drückt, auszusprechen. Dies wußte der Heiland, in seiner Liebe für uns schuf er so die Beichte.
Wenn das Wort Barmherzigkeit auch nach 1933 in Karl Leisners Tagebüchern nicht mehr so oft vorkommt, so war er doch zeitlebens von einer barmherzigen Haltung geprägt. Wie sonst könnte der letzte Satz in seinem letzten Tagebuch, das er noch im KZ Dachau begonnen hatte, lauten:
„Segne auch, Höchster, meine Feinde!“
Auch bei Papst Franziskus klang die Barmherzigkeit gleich am Anfang seines Pontifikates auf. Er hatte während des Konklaves das Buch „Barmherzigkeit“ von Walter Kardinal Kasper (* 1933) gelesen.
Daniel Deckers rezensierte das Buch am 21. März 2013 in der F.A.Z. unter dem Titel „Sogar Franziskus war beeindruckt – Walter Kardinal Kasper schreibt über ,Barmherzigkeit‘“.
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