
20.3.2022
Die Farbenpracht des Frühlings
Bedeutung und Wirkung der Farben
Nach dem Ende der Winterzeit mit Eis und Schnee freuen wir uns auf die frischen Farben zum Frühlingsanfang. Es gibt bereits einige Artikel zum Thema Farben auf NEUSEHLAND, die zum Teil auf dem nachfolgenden Vortrag fußen, den ich 1998 auf einer Tagung für Religionslehrer und Fachlehrer für Kunst über die Bedeutung von Farben gehalten habe. Als Echo hörte ich von einem der Fachlehrer für Kunst, es sei ihm vorgekommen, als habe er der Maus Frederick zugehört, die im Sommer Farben sammelte, um sie im Winter den anderen Mäusen zur Erwärmung der Herzen vorzustellen.
Bereits Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) beschäftigte sich sehr intensiv mit Farben. Sein Werk „Zur Farbenlehre“ ist das umfangreichste seines Schaffens.
Viele Farben hat SEIN Licht
Gott ist der Meister der Farben
Gott können wir nur in Bildern beschreiben, die ihm aber eher unähnlich sind, als daß sie ihm gleichen (vgl. Thomas von Aquin 1225-1274). Ein Bild für Gott, das am wenigsten „hinkt“, ist das Feuer mit seinen Aspekten Licht, Wärme, Rauch und Asche. Gott, das eine Licht, erscheint uns in vielen Farben. Keine einzelne Farbe für sich ergibt das Licht, sondern erst alle zusammen. Gott hat seine Werke mit Farben versehen, diese erwachsen nach göttlichem Plan aus dem Wesen der Dinge. Da das göttliche Feuer alle Farben verzehrt, ist Gott selbst trotz aller Farbzuordnungen in gewisser Weise „farblos“.
Der Mensch ist nicht nur gefügt aus dem Staub der Erde, sondern er ist wesentlich sonnenhaft; in ihm, dem „Erdling“ (Adam), atmet das goldene Licht der Sonne des Himmels. Farbe ist ein wesentliches Element unserer Welt. Ein Kleinkind, das nur in einem weißen Raum aufwächst, bleibt nicht gesund.
In der Geschichte „Frederick“ von Leo Lionni (1910-1999) sammelt die Maus Frederick Farben, während die anderen Mäuse Eßbares horten. Es kommt die Frage nach Nützlichkeit und Muße auf: „Was bringt das?“ Als aber alles Eßbare konsumiert ist, erzählt Frederick von den Farben und hilft so auch den anderen Mäusen über den Winter.
Spektralfarben des Regenbogens
Die Farbenfülle erscheint in den Spektralfarben, diese werden geordnet sichtbar im Regenbogen und im Prisma. Isaac Newton (1643-1727) entdeckte das Prisma und erkannte, daß das weiße Sonnenlicht aus den Strahlen der Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett gemischt ist.
Auch ein Brillant funkelt im Licht in den Spektralfarben; durch besonderen Schliff wird der Prismaeffekt verstärkt, den der Diamant schon durch seine extrem hohe Brechungszahl hat. Gemeint ist die Eigenschaft, Lichtstrahlen stark zu knicken und in die Farben aufzuspalten (Diamant 2,4; Glas 1,45 bis 1,8). Bei Mehrfachspiegelung und Farbzerlegung entsteht das „Feuer“ eines Brillanten.
Das Licht der Sonne ist in den Regenbogenfarben der Blüten im Sommer sichtbar, im Winter zieht es sich aus den Farben der Natur zurück und ist weißes reines Licht.
Schon Aristoteles (384-322 v. Chr. G.) erkannte, daß der Regenbogen aus Sonnenlicht besteht. Die Wassertropfen werfen das Licht zurück. Die Lichtstrahlen dringen vorn in den Wassertropfen ein, durchqueren ihn und prallen auf die innere Oberfläche an der Rückseite des Tropfens. Dort werden sie schräg nach allen Seiten gespiegelt. Dadurch entsteht ein Lichtkreis. Der Betrachter sieht aber von jedem Tropfen nur den Strahl, der ihm genau in die Augen fällt.
Jeder Regenbogen ist ein voller Kreis. Vom Flugzeug aus ist er ganz zu erkennen, auf der Erde sieht man ihn nur als Halbkreis, dessen Mittelpunkt auf der Linie liegt, die durch die Sonne und die Augen des Beobachters geht.
Wenn die Strahlen an der Oberfläche des Tropfens zweimal abprallen, wobei sie einen großen Teil ihrer Leuchtkraft verlieren, gibt es einen zweiten schwächeren Regenbogen.
Früher hielten die Menschen den Regenbogen für eine Brücke der Götterboten oder sogar für eine Göttin. In Babylon war der Regenbogen die Halskette der Liebesgöttin Ischtar. Inder, Finnen und Araber hielten ihn für eine Straße, auf der die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits wandern. Auch in der Bibel ist er ein Instrument Gottes. „Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.“ (Gen 9,13)
„Farben sind Taten und Leiden des Lichtes.“ (Johann Wolfgang von Goethe) Sie sind das Lächeln der Natur. Ohne Licht gibt es die Taten der Farben nicht; eine Farbe ist aber noch nicht das Licht; denn der einen Farbe fehlen die anderen Farben. Farben sind Leiden des Lichtes; denn das Licht wird aufgespalten. Und doch zeigt dabei das Licht erst seine ganze Fülle, zeigt alles, was in ihm steckt. Das Licht selbst entzieht sich unserem Zugriff, nur seine Wirkungen und Taten nehmen wir immerzu wahr. Das ungebrochene Licht ist unsichtbar, durch ein Prisma wird es gebrochen und dadurch wahrnehmbar.
Gott ist das unsichtbare Licht, seine Wirklichkeit steht jenseits unseres Fassungsvermögens. Er hat sich klein gemacht und in die Brechung gegeben. Er selbst ist ein Gott in drei Personen, bald tauchen wir in dieses, bald in jenes Licht seines göttlichen Wirkens.
Vermutlich sind es verschiedene Lichtquellen, die uns beleuchten, entsprechend dem Standpunkt, den wir gerade einnehmen. Gott ist der Meister der Farben, aber er läßt sich nicht auf eine einzige festlegen. Und doch hat man ihn mit Farben in Verbindung gebracht; die ihm entsprechendste wäre wahrscheinlich Weiß, weil darin alle Farben enthalten sind. „Jede göttliche Eingebung tritt aus Güte in buntgebrochenem Licht in der Welt hervor.“ (Dionysius Areopagita im 1. Jhr. n. Chr. G.) Der französische Maler Jean–Pierre Bertrand (1937-2016) spricht von der Leere der Farben. Es gibt das Geheimnis der Leere als Fülle des Nichtanwesenden. Das Leere birgt allen Gehalt in sich. Wenn wir Gott anschaulich machen wollen, gehört dazu auch die Farbe. So sind alle Aussagen über Gott nur wie einzelne Farben, die das unfaßbare Licht brechen und für unsere Augen sichtbar machen.
In der Geschichte des Christentums herrschten für Gott Schwarz, Gold und Grün vor.
Schwarz ist die Farbe des unbekannten, verborgenen Gottes, aber auch die Verheißung des Lichtes. Gott hat sich bis zur Unkenntlichkeit verhüllt, aber das göttliche Dunkel ist nicht leer, sondern bedeutungsträchtig. Schwarz gilt als christliche, theologische Farbe schlechthin. Sie symbolisiert Trauer, Verzicht und Entsagung.
Gold und Weiß besitzen die Qualität der Offenbarung. Deswegen ziert Gold viele Altäre.
Grün als Farbe für Gott hat man in unserer Zeit mehr oder weniger verdrängt.
Vielfalt der Farben
GRÜN
Grün leitet sich ab von gro (germ) = wachsen, gedeihen, diese Wurzel findet sich auch noch im englischen Verb to grow = wachsen. Grün liegt zwischen 490 und 560 Nanometern. Bei keiner Farbe kann man mehr Nuancen unterscheiden.
Unser Auge reagiert auf Grüntöne am empfindlichsten. Grün ist die Farbe des Blattfarbstoffs Chlorophyll.
Jedes Blatt ist gleichsam eine chemische Fabrik. Kohlendioxyd wird in Sauerstoff verwandelt; was Mensch und Tier ausatmen, atmen die Pflanzen ein. Das Chlorophyll fängt die sichtbaren Teilchen des Lichtes, die Photonen, ein und wandelt sie in chemische Energie um; denn nur diese Energieform kann der Organismus nutzen. Menschen und Tiere atmen nicht ohne das Grün der Pflanzen, es bedarf der Photosynthese. Strahlungsenergie wird in Bindungsenergie umgewandelt, das Chlorophyll assimiliert den Wasserstoff des Wassers und setzt den Sauerstoff frei, den wir atmen.
Im Herbst baut sich das Chlorophyll ab, lediglich das gelbe Xanthophyll und das rote Karotin bleiben übrig. Daher rührt auch die bunte Pracht des Herbstes mit der Gelb-, Braun- und Rotfärbung der Blätter und Früchte.
Mit Grün läßt sich eine gute Kontrastwirkung hervorrufen, zum Beispiel roter Knopf auf grünem Untergrund.
Im Mittelalter war Grün sowohl die Farbe für den Heiligen Geist als auch für den Teufel. Die durch die Farbe Grün symbolisierte Wachstumskraft wird transzendiert zur Wandlungskraft des Heiligen Geistes.
Im Islam ist Grün eine heilige Farbe; denn Wüstenbewohner verbinden damit das Paradies. Grün ist in der Kabbala die Barmherzigkeit Gottes.
Ein grüner Smaragd hatte für die Ägypter eine magische Bedeutung.
„Grau ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum“ (Mephisto).
„Aus grauer Städte Mauern ziehn wir hinaus ins Feld (= ins Grüne)“.
In der Gedankenwelt von Hildegard von Bingen (1098-1179) ist die Grün–Kraft (viriditas) einer der wichtigsten Begriffe. Für sie ist Gott grün. Das Grün seines Fingers weist bei ihr auf die Schöpfung hin. Im Ursprung der Schöpfung war die Grünkraft so stark, daß noch kein Kunstdünger nötig war, um den Boden fruchtbar zu machen. Erst durch die Sünde ist die Grünkraft geschwächt und vom Verdorren bedroht. Maria ist bei Hildegard die „virgo viridissima“, die grünste Jungfrau. Die Gläubigen sind für sie wie ein grüner Baum. Am Gründonnerstag wurden die Büßer, die jungen Grünen, wieder in die christliche Gemeinschaft aufgenommen.
Der Lichtuntergrund dieser aktiven, aus sich heraustretenden Farbe ist geöffnet auf noch weiterwachsendes, sich vermehrendes Licht hin. Grün gehört zum Menschen, zur Vegetation und zur Hoffnung.
Der Ölbaumzweig zeigte Noe im ersten Grün nach der Sintflut, daß das Leben weiterging. Nach dem Winter wächst ein grüner Sproß aus „totem“ Holz. Die Farbe Grün verbinden wir oft mit einem Baum. Manche Menschen pflanzen einen Baum bei der Geburt eines Kindes. Er deutet auf Leben. In Psalm 23 heißt es: „Er weidet mich auf grünen Auen.“ In Peking ist Bi Tschun der Name für saftig grüner Frühling.
Liegt eine grüne neben einer roten Erdbeere, denkt man bei Grün an Unreife. Verallgemeinerungen führen dazu, daß Grün für Jugend steht, so heißt es zum Beispiel: „Der ,Grünschnabel’ ist noch ,grün hinter den Ohren’.“ Grün symbolisiert aber auch das Abnehmen des Lichtes und der Wärme, den früchtebringenden Herbst. In der Natur ist Grün die Farbe des Gesunden und des Frischen, wir erholen uns bei einer Fahrt ins Grüne.
Mit der Farbe Grün verbinden wir auch häufig eine Wiese. Hanscarl Leuner (1919-1996) wählt für Kathathymes Bilderleben eine Wiese als Ausgangspunkt.
Carl Gustav Jung (1875-1961) ordnet Grün dem Wahrnehmungs– und Empfindungstyp zu.
Grün ist das Beruhigungsmittel für Choleriker, es bringt Entspannung und Erholung. Es erscheint stabil und fest, dementsprechend ordnen wir es dem Gefühl der inneren Stabilität und der beharrenden Konsequenz zu.
Grün ist eine der wichtigsten und damit zentrale Farbe in unserem Leben. Sie ist die Mitte des Farbsystems, auf halbem Weg zwischen himmlischem Blau und irdischem Rot symbolisiert sie Ausgleich und Ruhe. Im Straßenverkehr ist Grün positiv besetzt, es erlaubt freie Fahrt. Grün steht aber auch für giftig, weil früher die grünen Malerfarben Arsen enthielten. Dunkelgrün war eine billige Farbe; deswegen fertigte man die einfachen Filz- und Lodenstoffe in dieser Färbung. Solche Stoffe wurden auch für Spiel- und Schreibtische verwendet, und an solch „grünen Tischen“ wird oft realitätsfremd geplant.
ROT (Rosa)
Wer sich an den Tod Jesu Christi erinnert, hat sehr schnell das Rot des vergossenen Blutes vor Augen.
Doch gleichzeitig ist Rot auch die Farbe der Freude, die an die Auferstehung Christi denken läßt; in Erinnerung daran färben die griechisch-orthodoxen Christen ihre Ostereier nur rot.
In der christlichen Symbolik ist der Gedanke an das Blut, an die Passion, an das Feuer und die christliche Liebe jedem Rot–Erleben vorgeordnet.
Rot ist als Ersatz für Blut die Farbe des Lebens. Der rote Mars und die rote Aphrodite zeugen Harmonia. Im Hebräischen haben die Worte Blut und Rot denselben Ursprung. In der Frühzeit brachte man Rot auch mit dem Tod in Verbindung; die Toten wurden rot bemalt. Roter Ocker war vermutlich die erste Farbe, die in großem Ausmaß verwendet werden konnte.
In den meisten Fällen, in denen die rote Farbe im Kultus oder im Volksbrauch auftritt, läßt sich ihre Verwendung auf Magie zurückführen.
Rot wurde wegen seiner unmittelbaren, erregenden Affektwirkung für den primitiven Menschen zur Zauber– und Schutzfarbe.
Unter den „Seelenträgern“, die sich um einen sterbenden Menschen kümmern, dessen Seele nicht „laufen“ kann, und ihn bis in den Tod begleiten, nimmt Blut einen hervorragenden Platz ein. Die Ideenverbindung von Blut und Rot ist naheliegend; denn als Ersatz für die Bemalung mit Blut trat das Anmalen des Gesichtes oder des Körpers mit roter Farbe, ein weiteres Zeichen für Rot als Farbe des Lebens.
Für die primitive, volkstümliche Auffassung ist der Begriff Rot viel umfassender als in der physikalischen Optik, die ihn auf die etwa zinnoberrote Farbe am Anfang des Spektrums beschränkt.
Rot läßt sich in einer männlichen und einer weiblichen Symbolik betrachten.
Männlich erscheint es in zentrifugalen, extravertierten Rotsymbolen, man denke an das Erlebnis des vergossenen Blutes schon bei der Beschneidung oder bei Verletzungen; weiblich erscheint es in zentripetalen, intravertierten Rotsymbolen, als ein Beispiel sei das Erlebnis des Körpers mit dem eigenen Blutfluß genannt.
Rote Kleidung durfte nicht von allen getragen werden; denn Rot war zunächst die Farbe der Ritter und Krieger, später auch die der Gerichtsbarkeit. In Rom entwickelte sich aus der roten Tracht des Kriegers die des höheren Beamten. Die Tracht des Kriegers sollte seinen Mut beeinflussen.
Rot signalisiert Begeisterung und Kampfesmut. Es macht aggressiv, wirkt erregend, stimulierend, antreibend, drückt vitale Kraft und Selbstvertrauen aus. Bei Rot steigt der Blutdruck, das Herz schlägt schneller, das Atmen ist hastiger. Das Erregende der Farbe Rot offenbart sich auch im Pfeffer, der von rotblütigen Pflanzen stammt.
Viele Menschen vermissen den Klatschmohn in den Kornfeldern. Die Insekten lockt der Mohn nicht mit seiner roten Farbe an, sondern mit den schwarzen Flecken im Blütenkelch. Immer hat die glühend rote Mohnblüte die Gedanken zu Liebe und Leidenschaft geleitet.
Im Tierreich spielt Rot eine verführerische Rolle. In der Natur ist es keine Warnfarbe; denn die meisten Tiere können Rot nicht erkennen. Rot soll nicht Feinde abschrecken, sondern Artgenossen kundtun: „Dieser Platz ist schon besetzt.“
Rot ist die erste Farbe, der der Mensch einen Namen gab und damit die älteste Farbbezeichnung in den Sprachen der Welt. In jeder Altersgruppe ist Rot der Favorit unter den Farben. Kinder bis zum Alter von 12 Jahren nennen es häufig als ihre Lieblingsfarbe. Nach der Empfindung für das helle Weiß und das dunkle Schwarz scheint sich die Empfindung für Rot sehr früh entwickelt zu haben. Den Naturmenschen haben Weiß, Schwarz und Rot in seiner Phantasie am meisten beschäftigt. Als die Menschen drei weibliche Gottheiten verehrten, ordneten sie diesen die Farben Weiß, Schwarz und Rot zu. Auch in dem Märchen Schneewittchen wünscht sich die Königin „ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen“. Rot ist nach Weiß und Schwarz die erste echte Farbe. Kennt ein Volk nur zwei „Farben“, dann sind es Weiß und Schwarz, die dritte ist in jedem Fall Rot.
Der „Rote Teppich“ ist flaggenrot. Wer darauf steht, hat es weit gebracht. Rot erscheint als häufigste Farbe in den Flaggen der Erde. Auf diesem Weg wurde Rot auch die Farbe der Revolution. Im Mittelalter verlor sie ihren kriegerischen Glanz, und wurde zur Farbe der Liebe. Parzival besiegt den roten Ritter; er legt zwar selbst die rote Rüstung an, aber er ist kein Krieger mehr, sondern einer, der Gnade und Erleuchtung sucht. Später verkommt die Farbe der ritterlichen Minne zur Farbe der Dirnen, die mit einer roten Laterne auf sich aufmerksam machen.
Als Farbe der Liebe gehört Rot auch zum Hochzeitsbrauch und als Ausdruck psychischer Erregung zu weiteren fröhlichen Anlässen, vor allem in bezug auf zahlreiche Accessoires.
Als Farbe der Bewegung offenbart sie sich uns in der Natur beim Auf- und Untergang der Sonne.
Rot gilt auch als Signalfarbe. Rote Autos sieht man schneller als andersfarbige. Bei Verkehrszeichen verweist Rot auf Gefahr und ermahnt zur Vorsicht. Einerseits ist Rot die Farbe der Verlockung und der Liebe, andererseits sieht ein zorniger Mensch rot und wird aggressiv. Der Teufel ist rot, weil die Götter Donar und Wotan rot waren. Als diese im Christentum zu Teufeln abgewertet wurden, behielt der Teufel die rote Farbe: Rot ist sein Haar, sein Bart, sein Rock und seine Mütze. Mit Blut oder roter Tinte unterschreibt man den Teufelspakt.
BLAU
Seit Menschengedenken ist der Mensch vom Blau des Himmels und vom Blau des Meeres umgeben.
Tragen vielleicht deshalb Marineoffiziere und Luftfahrtbedienstete häufig blaue Kleidung? Mit Blau verbindet der Mensch die Weite des Horizontes und der Transzendenz, des Unendlichen und des Immateriellen. In der christlichen Symbolik ist Blau die himmlische Farbe. Als Farbe des Göttlichen ist es die Farbe der Ewigkeit. Die „Blaue Blume“ liegt immer in der Sehnsucht und in der Ferne. Blaue Blumen sind selten, aber dennoch kommen sie weniger in Gewächshäusern gezüchtet vor als in der Natur. Dort wachsen sie meist an unwegsamen Stellen. Blau hat Beziehung zum Eros und zur Treue, eine Vorstellung, die wir vor allem mit dem Vergißmeinnicht verbinden. Nicht in der Nähe des geliebten Menschen, sondern in der Ferne muß sich die Treue bewähren. Ein Mensch, der blauäugig durchs Leben geht, hat nicht unbedingt blaue Augen, sondern ein treuherziges Gemüt. Blaue Blumen sind Maria, der Himmelskönigin im blauen Mantel, zugeordnet. Blau versinnbildlicht den Mittler zwischen Himmlischem und Irdischem. Es stellt den Übergang dar von der endlichen Welt der Erde in die himmlische Welt der Auferstehung.
Blau und Rot sind Gegensätze, wie sie im Hinweis auf kalt und warm zum Ausdruck kommen. Andererseits bilden Blau und Rot im Violett eine Einheit. Ein Drittel aller Erwachsenen hat Blau als Lieblingsfarbe. Blau erscheint zu unterst auf der Farbskala, es ist eine dunkle Farbe, entsprechend „blaut“ alle Dunkelheit, weil sie sich dem Lichte nicht verschließt, zuallererst auf. „Es blaut die Nacht, die heiße Nacht Ägyptens“, singt Kleopatra in der Oper „Julius Cäsar“ von Georg Friedrich Händel (1685-1759). Das Scheiden des dunklen Winters ist in Eduard Mörikes (1804-1875) Gedicht „Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte; süße wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land“ bereits verklungen. „Blau bedeutet Fröhlichkeit und Freude, Blau erquickt.“ Romano Guardini (1885-1968)
Blau als die dunkelste Farbe beruhigt, kühlt und erfrischt. „Blauzimmer“ werden für Tobsüchtige verwendet. Dunkelblau vermittelt innere Ruhe und Entspannung sowie das Gefühl von Zufriedenheit und Geborgenheit. Blau setzt die Schmerzbereitschaft herab, verlangsamt die Pulsfrequenz und senkt den Blutdruck. In biorhythmischer Hinsicht ist es die Farbe der Regenerationsphase. Es gilt auch als Farbe der Introversion. Blau ablehnen bedeutet, vor entspannender Ruhe zu fliehen, weil man meint, sie sich nicht gönnen zu dürfen, zum Beispiel aus Angst vor Erschlaffung, Depression oder der Unerfüllbarkeit dessen, wonach man sich sehnt.
In Ägypten ist Blau die Farbe des Todes, die Nekropolen waren blau ausgemalt.
Indigoblau zum Färben von Kleidung wurde in Deutschland vor allem aus Färberwaid, auch Pastell oder Deutsche Indigo genannt, gewonnen. Karl der Große befahl den Anbau dieser Pflanze an allen Gutshöfen. Um den Farbstoff zu gewinnen, mußte man die Blätter in frischen menschlichen Urin legen. Beim Gärvorgang entsteht Alkohol. Je mehr Alkohol, desto besser der Farbstoff. In alten Rezepten ist vermerkt, die Farbe werde besonders gut mit dem Urin von Männern, die viel Alkohol getrunken hätten.
Somit haben die Arbeiter viel Alkohol getrunken, um am Montag „blaumachen“ zu können. Die blaue Farbe konnte sich ohnehin erst entwickeln, wenn die Stoffe nach dem Farbbad an der Luft trockneten. Das dauerte eine Weile. So hatten die Färber Zeit, sich auszuruhen, während sich die Stoffe nach und nach blau einfärbten.
Der Ausdruck „blaumachen“ hängt zusammen mit dem hebräischen „לא שווה כלום = ohne (Arbeit) ..., mit nichts (tun)“.
Neuhebräisch heißt die Farbe Blau = כחול kakhol, womit das arabische Wort für Alkohol zusammenhängt. Als Verb hat es im Alten Testament die Bedeutung „die Augen schminkend“.
In den Wortkombinationen „blau machen“, „blauer Montag“, „blaue Bohne“ und „blauer Dunst“ bedeutet „blau“ die Negierung einer Tatsache oder eines Wertes.
Blaue Stoffe werden vielfältig verwendet, so zum Beispiel auch bei Samt und Seide, aber natürlich ebenso für Blue Jeans und vor allem für Arbeitskleidung, man denke zum Beispiel an den sogenannten „Blaumann“ oder die „Blauen Ameisen“ in China.
Die Farbe der Davidenkönige ist Blau, darauf gehen auch der blaue Mantel Mariens und der blaue Davidstern in der israelischen Flagge zurück.
ORANGE
Der höhere Grad von Gelb ist Rotgelb, also Orange. Es wirkt erregend und warm feurig; denn die Leuchtkraft des Gelb trifft sich mit der Vitalität des Rot.
Orange dämpft die Intensität des Rot und bremst die in die Tiefe gehende Aktivität des Gelb. Orange hat eine Beziehung zum Feuer und gilt als Signalfarbe. In Indien ist sie wegen der Nähe zur Sonne die Farbe der Erleuchtung; daher tragen auch die Bhagwan–Jünger eine orangefarbene Ordenstracht.
In der Psychotherapie verwendet man „Orangezimmer“ für Melancholiker.
GELB
Die erste Assoziation zu Gelb ist vermutlich das Sonnenlicht. Gelb symbolisiert vergleichbar mit der Sonne am Mittag den reifen Menschen auf der Höhe seines Lebens. Die Farbe stimmt sonnig, bringt den Geist in Schwung und wirkt gegen Ermüdung. Gelb heitert auf, macht gesellig und regt an.
Auch Gelb ist eine Signalfarbe, man denke zum Beispiel an Ampeln oder die Armbinde der Blinden.
Gelb fällt unter den Farben sehr ins Auge und gehört mit zu den auffallendsten. Der Judenstern, der Judenhut und die Kleidung der Dirnen geben Zeugnis davon.
Gelb steht für Selbstgefühl, Freiheit und Selbstentfaltung.
Wie keine andere Farbe neigt sie zur Ambivalenz. Sie symbolisiert Licht und Leben, als Goldfarbe das Göttliche, aber auch den Verrat. Judas wird zum Beispiel häufig in gelber Kleidung dargestellt, ebenso die Ehebrecherin.
Harn, Eiter, Gelbsucht und auch die Zitrone sind oft negativ besetzt.
Gelbe Sonnenstrahlen lassen an Erwärmung, Erhellung, Ausweitung und Erleuchtung denken. Gelb ist die spirituelle Farbe des Buddhismus als Zeichen des Strebens nach Erleuchtung.
Der Frühling beginnt mit einer Fülle gelber Blumen. Die Küken sind gelb, ebenso die Eierspeisen zu Ostern. Das reife Korn sticht bei der Ernte mit seiner gelben Farbe hervor, die seine Fülle ins Licht setzt, und dem bunten Herbst verleihen die gelben Blätter seine Schönheit.
Gelb war die Lieblingsfarbe des berühmten Malers Vincent van Gogh (1853-1890).
Davon zeugen vor allem seine Bilder, die er 1988 während seines Aufenthaltes in der Provence gemalt hat.
VIOLETT
Bei der Überlegung, welche Farbe am besten für Gott zu verwenden sei, würden vermutlich nur wenige Menschen Violett wählen, obwohl die einzige öffentliche Institution, die ihre Bediensteten in Violett kleidet, die katholische Kirche ist. Auch die Talare der Theologieprofessoren waren früher violett.
Violett entsteht aus den Grundfarben Rot und Blau; auch Purpur und Lila gehören in diesen Farbbereich. Im Violett findet sich Blau als Farbe des Schattens des Sonnenlichtes, der Gefühllosigkeit und Kälte, der Distanz und Ferne. Im Violett ist auch Rot enthalten als Farbe der sich überschlagenden Lichthelligkeit, der Lebensfülle und der ungebrochenen Triebhaftigkeit. Da die Mischfarbe aus Rot und Blau je nach Lichteinfall eher rötlich oder bläulich erscheint, gilt sie als Signal für Täuschung, Gift und Elend. Sie wirkt deprimierend, niederdrückend und traurig und ist Symbolfarbe des Leidens, der Passion und des Fastens. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) formulierte: „Violett ist der Schrecken eines Weltuntergangs“, und der Maler Wassily Kandinsky (1866-1944) schrieb: „Violett hat etwas Krankhaftes, Erlöschtes, Trauriges an sich.“
Violett, Purpur und Lila sind seltene Farben in der Natur. Es gibt nur wenige Blumen mit dieser Farbe; in vielen Sprachen tragen Veilchen den Namen der Farbe Violett und Flieder den Namen der Farbe Lila. Die dem Violett verwandte Farbe Purpur symbolisierte Macht, und wer die Macht hat, hat auch die Gewalt. Diesbezüglich ist klarzustellen, daß die Farbbezeichnung Violett sich nicht aus dem lateinischen Substantiv „violentia“ herleitet; denn dieses bedeutet nicht Gewalt von Amts wegen, sondern kriegerische Gewalt. Die Farbbezeichnung hat ihren Ursprung im lateinischen Blumennamen „viola“ für Veilchen.
Es war sehr kostspielig, Purpur herzustellen. Gewonnen aus dem farblosen Schleim der Purpurschnecke, ist diese Farbe vollkommen lichtecht, sie entsteht durch das Licht. So war Purpur wie geschaffen als Symbolfarbe für die Ewigkeit. Schon im Alten Testament ist Purpur die kostbarste Farbe. Mose sollte den Vorhang des Tempels aus purpurfarbenem Stoff fertigen; auch die Priesterkleidung sollte derart durchwirkt sein. Die Farbe zu Ehren Gottes war in der antiken Welt auch die Farbe der Herrscher. Purpur zu tragen, war ein höheres Privileg, als Gold zu tragen. Im römischen Reich durften nur der Kaiser, die Kaiserin und der Thronfolger Mäntel aus Purpur tragen. Würdenträger hatten lediglich einen purpurfarbenen Besatz. Der Purpur blieb die Farbe der Macht, solange es den echten Purpur gab. Das endete mit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken. Seitdem ließ sich auf Grund der zur Verfügung stehenden geringeren Anzahl von Purpurschnecken nur noch die Farbe Purpurrot gewinnen, die heute noch die Kardinäle tragen. Als liturgische Farbe ist Violett die Farbe der Besinnung, der Umkehr und der Buße. Die Farbe der Macht wird zur Farbe der Demut: Könige herrschen durch Gewalt, die Kirche sollte sich durch Demut auszeichnen. Das Veilchen wurde zur Symbolblume für Tugend und Bescheidenheit. Der Bischofsring aus violettem Amethyst – das griechische Wort „amethysos“ bedeutet „nicht trunken“ – deutet auf Nüchternheit und Demut hin.
Blau und Rot werden dem Männlichen und dem Weiblichen zugeordnet; vereinigtes Blau und Rot ergeben Violett, Männliches und Weibliches in einer Einheit ergeben den androgynen Menschen, den Hermaphroditen. Violett gilt so als Farbe zwischen den Geschlechtern und wurde in unserer Zeit zur Farbe der Lesben- und Schwulenbewegung. Als Farbe für die Vereinigung des Männlichen und Weiblichen ist sie neben Blau Farbe der Treue, des Maßes und der Mäßigung, zugleich ist sie auch die königliche Farbe, die Farbe des Ausgleichs und der Liebe.
Liturgische Farben
Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts unter Papst Innozenz III. (1161-1216) waren die liturgischen Farben festgelegt, aber noch nicht verpflichtend.
Der liturgische Farbkanon geht im 12. Jahrhundert von Frankreich aus, und zwar von einer Kirche des Weltklerus, den Prämonstratensern. Diese kannten damals noch keine Farbregel, sondern nur „unius coloris (lat.) = einfarbig“.
Die Ostkirche hat nach wie vor keinen Farbkanon. Es gab aber Tendenzen, die Verwandtschaft der Farben mit einer Wirkung auf das Gemüt und dem Inhalt kirchlicher Feste und Zeiten wirken zu lassen. So sollte schon die Farbe des Meßgewandes den Gläubigen die Bedeutung des Festes vor Augen führen.
Nach den Beschlüssen des Konzils von Trient (1545-1563) gibt es seit 1570 von Papst Pius V. festgelegte Regeln, das heißt verpflichtende Farben für bestimmte Feste.
Der Farbkanon gibt vor, daß eine bestimmte Farbe eine festgelegte Bedeutung hat und zu einer bestimmten Gelegenheit zu tragen ist.
Neben Schwarz, Gold und Grün setzten sich auch noch andere Farben durch.
Weiß:
Dreifaltigkeit, Licht, Unschuld, Unsichtbarkeit, Reinheit, Freude und Glanz kennzeichnen die Farbe Weiß. Vorwiegend seit dem 6. Jahrhundert trug man beim Kult geblichenes Leinen. Noch heute tragen die Geistlichen der katholischen und der anglikanischen Kirche ein weißes liturgisches Untergewand, die sogenannte Albe, abgeleitet von alba (lat.) = weißes Gewand. Im Gegensatz dazu war das ungeblichene graue Gewand Zeichen des Armen und des Büßers. Das gefärbte Gewand stand den Reichen zu; denn Farbstoffe, wie zum Beispiel der aus der Purpurschnecke gewonnene Farbstoff, waren sehr kostspielig.
Rot:
Zu Pfingsten, bei einer Firmung und an Martyrerfesten trägt der Zelebrant ein rotes Gewand. Es symbolisiert die Zungen des Heiligen Geistes, das Blut der Martyrer und die Liebe Christi.
Grün:
Als Zeichen der ständigen Erwartung, der Hoffnung und des Heiligen Geistes ist das liturgische Gewand an allen Tagen ohne besonderen Gedenktag grün.
Violett:
Die Farbe Violett ist unter anderem ein Symbol für Trauer, Buße und auch für den Weltuntergang. Daher trägt der Geistliche bei der Messfeier zu folgenden Anlässen ein violettes Gewand: in der Advents- und Fastenzeit, an Allerseelen und heute auch oft statt schwarz bei einem Requiem.
Schwarz:
Buße, Sühne, Trauer und Demut spiegeln sich in der Farbe Schwarz. Daher trägt der Geistliche bei Beerdigungen in der Regel ein schwarzes Gewand.
Gold:
Diese Farbe verkörpert das Licht und das Himmelreich und ist in gewisser Weise noch eine Steigerung der Farbe Weiß. In liturgischen Gewändern werden hier und da beide Farben miteinander verwoben.
Rosa:
Dieser Kompromiß aus Violett und Weiß symbolisiert vor allem Vorfreude. Daher ist am dritten Fastensonntag, dem Sonntag „Laetare (lat.) = Freuet euch!“, und am dritten Adventssonntag, dem Sonntag „Gaudete (lat.) = Freuet euch!“, die liturgische Farbe Rosa.
Blau:
Blau ist nie eine offizielle Farbe der Liturgie geworden. Als Papst Pius V. die liturgischen Farben festlegte, hat er Blau ausdrücklich verboten. Heute hingegen ist es an Marienfesten und vor allem an Marienwallfahrtsorten durchaus Brauch, bei der Liturgie blaue Gewänder zu tragen; denn in Maria öffnete sich die dunkle Nacht rein dem Licht.
Gelb und Blau:
Diese Farben lehnte das Konzil von Trient ab. Gold hatte Gelb abgelöst; denn Gelb war zur Farbe der Ausgestoßenen, zum Beispiel der Juden, geworden. Ab dem 13. Jahrhundert kennzeichnete man unter anderen Dirnen (Schleier) und Scharfrichter (spitze Hüte) mit gelben Farbsignalen.
Urfarben, Grundfarben, Primärfarben
Rot – Gelb – (Grün) – Blau
Diese Farben sieht man als unvermischt und rein an. Gelb und Blau gelten als die ersten und einfachsten Farben. Bei allen Farben stellt sich die Frage, aus welchem Bereich sie kommen, dem roten, dem gelben oder dem blauen.
Beim Vierfarbendruck druckt man die Vorlagen Rot, Gelb, Blau und Schwarz übereinander.
Sekundärfarben
Orange – Grün – Violett
Sie lassen sich jeweils aus einem Paar von Primärfarben mischen.
Tertiärfarben
Braun ist eine Mischung aus der Primärfarbe Rot und der Sekundärfarbe Grün: Rot+Grün = Braun.
Komplementärfarben
Jede Farbe hat eine Komplementärfarbe, das heißt, zusammengemischt ergänzen sie sich entweder zu Weiß, Schwarz oder Grau.
Grün und Rot
In der Überschneidungsmitte von Blau, Gelb und Rot entsteht Weiß. Grün vereinigt Gelb und Blau und fordert Rot. So ergänzen sich diese Farben zu einer Ganzheit und einem Einklang. Der grüne Sproß einer Pflanze wächst und strebt nach oben, wo sich dann zum Beispiel eine rote Blüte bildet. Wenn Grün isoliert wird und mit einer Linse die Restfarben Rot, Orange, Gelb, Blau und Violett gesammelt werden, ergibt sich die komplementäre Mischfarbe Rot. Entzieht man dem weißen Sonnenlicht die roten Bestandteile, vereinigen sich die Restfarben zu Grün.
Dunkle und helle Farben
Purpur ist besonders kostbar, weil sich in ihr der Dunkelheits– und der Helligkeitsast des Farbkreises (Rot und Blau) verbinden, deswegen ist es die königliche Farbe. Schwarze und rote Kisten wirken schwerer als weiße oder gelbe; denn dunkle Gegenstände erscheinen kompakter als hellere.
Warme und kalte Farben
Warme Farben gelten als YANG, kalte als YIN
YANG YIN
Rot Blaugrün
Rotorange Blau
Gelb Blauviolett
Gelbgrün Rotviolett
Gold Silber
Kupfer Zinn
Warme Farben wie Rot (zwischen Rot und Blau steht Violett) und Orange werden als belebend empfunden, so auch Gelb (zwischen Gelb und Blau steht Grün). Verliebte sehen alles durch eine „rosarote Brille“, während manchen Menschen alles „Grau in Grau“ erscheint.
Farben zeigen auch physische Wirkung: Führt man einen Blinden in einen in kaltem Türkis gestrichenen Raum, sinkt seine Körpertemperatur, führt man ihn in einen orangerot gestrichenen Raum, steigt sie, obwohl die Raumtemperatur in beiden Räumen gleich ist. Ein blaugrundig gestrichener Raum läßt bei 15° frösteln, ein gelb–orange gestrichener erst ab 11°.
Aus der Farbe eines Sterns, genauer aus der Wellenlänge des von ihm ausgestrahlten Lichtes, kann man dessen Temperatur errechnen. So gibt es „Rote Riesen“ und „Weiße Zwerge“. Die Erde und neuerdings auch der Neptun gelten als „Blaue Planeten“, der Mars ist der „Rote Planet“. Die Buntheit des Weltalls läßt sich als Thermometer benutzen. Rot und Gelb haben die größte, Blau und Violett die kleinste Wellenlänge.
Warmes und kaltes Licht entsteht je nach der Farbe des von verschiedenen Lampen ausgestrahlten Lichtes.
Nahe und ferne Farben
Eine Farbe wirkt umso näher, je wärmer sie ist, und umso ferner, je kälter sie ist. Rot leuchtet nur in der Nähe, je weiter entfernt es ist, desto bläulicher erscheint es.
Jede Farbe wirkt in der Ferne trüb und bläulich, weil sie von Luftschichten überdeckt wird.
Ambivalenz der Farben
Die Ambivalenz des Lebens betrifftt auch die Farben, so gilt zum Beispiel Rot symbolisch sowohl als Farbe der Liebe als auch der Revolution.
Unsere Vorfahren arbeiteten und jagten bei Tageslicht. Die Farben Blau (Himmel), Grün (Wald und Strauch) und Gelb (Sand–Boden) bedeuteten tagsüber keine Bedrohung, wohingegen Rot (Feuer) Gefahr signalisierte. Nachts wurden unter anderem Grün und Gelb zu einem Sicherheitsrisiko, sie waren Zeichen für wilde Tiere, die die Ebene bevölkerten.
Farben haben in den verschiedenen Kulturen teilweise gleichzeitig identische und unterschiedliche Bedeutungen. Weiß kann sowohl Trauer als auch Freude ausdrücken, ebenso verhält es sich mit Schwarz.
In Indien ist die Trauerkleidung weiß, bei uns ist es die Farbe für Freudenfeste, zum Beispiel als Taufkleid, Kommunionkleid und Brautkleid. Aber auch das Totenhemd ist weiß, während die Trauernden Schwarz tragen. Die jeweilige Kleidung betreffend charakterisieren beide Farben ein einen „Übergang“ bezeichnendes Ereignis.
Farbe als „Schminke“ wirkt sich hier und da auf die Partnerwahl aus, während „Kriegsbemalung“ der Abschreckung von Feinden dient; im Karneval fällt oft beides zusammen.
Für den Urwaldbewohner lauert in dem ihn total umgebenden Grün der Tod, darum erfährt er es als bedrohlich. Für andere ist es die Farbe des Lebens und der Hoffnung.
In Mexiko ist Gelb die Farbe der Trauer. Wir dagegen begrüßen das Gelb der Sonne und des Kornfeldes. Ein Beduine erlebt Gelb nicht nur durch die unbarmherzig brennende Sonne, sondern auch durch die sich in der Sandwüste versteckt haltenden Schlangen als Bedrohung.
Die Ägypter haben der Farbensymbolik vermutlich zuerst Beachtung geschenkt. Weiß, Grün und Hellrot, später durch Hellblau verdrängt, sowie Dunkelrot waren heilige Farben. Weiß war die Farbe der Oberwelt, des Tages und des Lebens, Schwarz oder Dunkelblau die Farbe der Nacht, der Unterwelt und des Todes, Feuerrot die anhaltende Sonnenglut, Gelb das Sündhafte, Blau das Wasser.
Die Juden nehmen Weiß als Farbe der Reinheit und Heiligkeit für Kultgewänder, Blau als Sinnbild für Gott, den Glauben und die Offenbarung, Rot als Zeichen für das Blut des Sühnopfers und Purpur als Symbol der königlichen Majestät.
Das soziale Wirken der Farbe
Die Farbe trägt und stützt unser Ichbewußtsein. Mit seinen inneren Farben erlebt der Mensch sein Eigendasein und sein Verhältnis zum anderen. Er hat die Fähigkeit, sich im Bilde auszudrücken. Das zeigt sich zum Beispiel in der Farbe der Kleidung. Früher durften gewisse Farben nur bestimmte Stände tragen. Heute gibt es noch die „Halbgötter in Weiß“, die Farbe Schwarz für Kleriker und Schwarz–Weiß für Bedienstete im Restaurationsgewerbe.
Unsere Lieblingsfarbe muß keinen Rückschluß auf unseren Charakter geben. Manche tragen schwarz, um schlanker zu wirken, andere weiß, um ihre Bräune hervorzuheben.
Das Licht und unser Auge
Johann Wolfgang von Goethe formuliert in seiner „Farbenlehre“:
„Das Auge hat sein Dasein dem Licht zu danken. Aus gleichgültigen tierischen Hilfsorganen ruft sich das Licht ein Organ hervor, das seinesgleichen werde; und so bildet sich das Auge am Lichte fürs Licht, damit das innere Licht dem äußeren entgegentrete.“
Ohne Licht gibt es keine Farben; das bedeutet nicht, daß wir sie nicht erkennen, sondern daß sie nicht existieren. „Nachts sind alle Katzen grau.“ Wir träumen nicht nur schwarzweiß, sondern nehmen auch im Traum Farben wahr, vor allem wenn es um Gefühlsbewegungen geht.
Farbe ist kein Stoff und auch kein Lichtteilchen, sondern die Wahrnehmung eines durch das Auge vermittelten farbigen Elementes. Sie hat also einen subjektiven, intimen Charakter.
Die Fähigkeit, Farben zu sehen, ist in der genetischen Grundausstattung des Menschen verankert. Wir müssen aber lernen, zwischen Farbnuancen, wie zum Beispiel Rosa und Orange, zu unterscheiden. Die Gene für das Erkennen von Rot und Grün sind vermutlich erst vor dreißig bis vierzig Millionen Jahren entstanden, während die „Blau–Gene“ schon 500 Millionen Jahre alt sind. Die „Rot– und Grün–Gene“ sind einander sehr ähnlich und liegen beide auf dem X–Chromosom. Da Männer nur ein X-Chromosom, Frauen aber zwei davon haben, können diese bei Ausfall eines Genes auf das zweite ausweichen, daher sind Männer häufiger farbenblind als Frauen. Im Herbst 2020 sahen die Zahlen in etwa wie folgt aus: 1,1 Prozent der Männer und 0,03 Prozent der Frauen haben eine Rot-Sehschwäche und 5,0 Prozent der Männer sowie 0,5 Prozent der Frauen eine Grün-Sehschwäche. Da die Frauen auch zwei Rot–Gene haben, reagieren sie auf Rot – Blut/ Liebe emotional anders als Männer. Unser Auge reagiert auf Grüntöne am empfindlichsten, diese nehmen wir also am besten wahr. Dann folgt Rot und mit Abstand Blau. Schon vom zweiten Monat an können Säuglinge die Farben Rot, Gelb, Grün und Blau erkennen.
Mit etwa 7 Millionen Zäpfchen, den sogenannten Farbrezeptoren, erkennen wir Farben, und an die 100 Millionen Stäbchen, die Helligkeitsrezeptoren, sind für die Wahrnehmung des Lichtes verantwortlich. Bei großer Entfernung und in der Dämmerung ist die Leistung der Zäpfchen eingeschränkt. Das Auge sieht nur noch Grau oder Schwarz. Dennoch gibt es eine Farbkonstanz bei wechselndem Licht. Physikalisch vermessen ist ein weißes Blatt am Morgen rot, am Mittag gelb und unter einer Eiche grün.
Die Pigmente absorbieren das einfallende Licht und geben entsprechende Nervenimpulse an das Gehirn weiter. Dort werden die Informationen in einem äußerst komplizierten Vorgang zu den Bildern verarbeitet, die wir sehen.
Für uns Menschen haben Farben einen ästhetischen Reiz. Wir empfinden Freude an Farbe. Das Auge bedarf ihrer wie des Lichtes. Was wir als Licht wahrnehmen, sind schwingende Magnetfelder. Dabei bestimmt die Schwingungshäufigkeit je Zeiteinheit den Farbton. Wir reagieren mit einer gesteigerten Empfindlichkeit gegenüber langwelligen Farben. Farben sind reale Strahlungskräfte, die uns mit bestimmten Energiefeldern in Kontakt bringen. Nur die Lichtwellenlängen, die von der Materie nicht gebraucht werden, treffen auf unsere Augen. Wir sehen die Komplementärfarben Grün und Rot, Blau und Orange sowie Gelb und Violett/Indigo.
Weiß erscheint weiß; denn alles auftreffende Licht strahlt zurück. Schwarz erscheint schwarz, weil alles Licht geschluckt wird. Farbig erscheint etwas, wenn bestimmte Anteile des Lichtes reflektiert werden.
Farben sprechen uns an und lösen Empfindungen in uns aus, denen wir nachspüren. Farbe fällt den Dingen nicht willkürlich zu, sondern verleiht deren Wesen Ausdruck. Sie erwächst nach göttlichem Plan aus der Substanz der Dinge. Die Formgestaltung vollzieht sich durch Erkennen der Farbqualitäten und Maßverhältnisse. Die Farbe ist nicht Dienerin, sondern Mutter der Form. In zahlreichen Sprachen existierte früher der Begriff „Farbe“ nicht; denn er ist ein Abstraktum. Ohne anschauliches Beispiel läßt sich Farbe nicht beschreiben. Viele Völker hatten eine Fülle von Namen für einzelne Farbtöne. Es handelte sich um Begriffe, die zu einem bestimmten, diese Färbung tragenden Objekt in Beziehung standen. In unserer Sprache erinnern daran zum Beispiel Farbadjektive wie zitronengelb, grasgrün, himmelblau, schneeweiß, rabenschwarz und viele mehr.
All diese Bezeichnungen gehen zurück auf ihre Erscheinungsformen in der Natur: das Blau des Himmels, das Braun der Ackerscholle und das Grün der Pflanzen, Wiesen und Wälder. Angesichts einer Farberfahrung in der Natur bilden sich emotionale Hauptakzente einer Farbe, und diese werden dann jeweils auf soziokulturelle und religiöse Erfahrungen übertragen. Nicht selten haben Farben international ähnliche Bedeutung, weil sie sich von der Natur ableiten, so zum Beispiel die Ausdrücke „grün hinter den Ohren“ und „Greenhorn“.
Schwarz steht für Würde und Seriosität, alle Staatskarossen sind schwarz.
Der Mensch liebt das Bunte. Das Leben ist nicht schwarzweiß. Es gibt eine Kulturgeschichte der Farben. Der Mensch hat Lust an der Farbe, es muß schon viel passieren, bis es ihm „zu bunt wird“.
Das Vorbild für das Bunte ist die Natur. Dort haben Farben Informationswert. Die Orientierung in einer nur grauen Welt fiele uns schwer; man denke nur an den Signalwert von Autofarben oder Ampelanlagen.
Es gibt eigentlich keine häßlichen Farben, alle lassen sich je nach Gefallen kombinieren. Was heute nicht zusammenzupassen scheint, ist je nach Modetrend schon bald überholt.
Keine Farbe steht für sich allein, sie befindet sich immer in einem Umfeld, in einer Korrespondenz mit Form, Licht und Material.
Tiere sehen Farben anders als Menschen:
Für Pferde ist der Himmel nicht blau, sondern grau.
Bienen besitzen Farbsinnzellen, die auf grünes, blaues und ultraviolettes Licht am besten ansprechen. Verglichen mit uns Menschen, ist ihr Farbspektrum in den kurzwelligen Bereich verschoben; sie sind rotblind, können aber ultraviolettes Licht sehen.
Goldhamster und Alligatoren sehen alles schwarzweiß.
Kühe und Stiere leben in einer Welt, in der kein Rot existiert; auch Stiere sehen alles schwarzweiß, das rote Tuch wirkt nur durch die Bewegung.
Schwalbenschwanzschmetterlinge haben ein breiteres Farbenspektrum als der Mensch oder auch die Biene. Sie haben Sinneszellen, die auf rotes, grünes, blaues, violettes und ultraviolettes Licht besonders empfindlich reagieren.
Heuschreckenkrebse verfügen vermutlich über acht Sinneszellen für das Farbensehen.
„Andere“ Farben
Laut der Farbenlehre von Johannes Itten (1888-1967) sind Schwarz, Weiß und Grau „Nichtfarben“ oder „unbunte Farben“. In der westlichen Welt ist Grau die Farbe des Alltags. Weiß symbolisiert das lichte, unbegreifbare Gute. Schwarz kennzeichnet das oft sehr greifbare Böse.
Heilende Wirkung der Farbe
Farben können heilen; denn sie strahlen Energien aus, ihre Schwingungen motivieren den Körper, helfen ihm, Stauungen und Blockaden abzubauen und die eigene Abwehr durch den Abtransport von Giften zu mobilisieren.
Früher glaubte man an die sympathetische Wirkung der Farben besonders bei der Nachzucht von Tieren (vgl. Gen 30,37ff).
Laut Max Lüscher (1923-2017) löst die Visualisierung bestimmter Farben unterschiedliche Gefühlszustände in uns aus. Die Empfindlichkeit des menschlichen Auges ist im grün–gelben Bereich am stärksten ausgeprägt. Die Leuchtkraft und die Flächengröße einer Farbe bestimmen deren Wirkungskraft. Da es mehr Gefühle als Farben gibt, haben wir nicht bei jeder Farbe eine spezielle Empfindung, verbinden aber mit jeder Farbe vielfältige Erfahrungen. Wir erinnern sie durch den Zusammenhang, in dem wir die Farbe wahrgenommen haben. Unsere subjektive Empfindung in bezug auf eine Farbe ist geprägt durch die jeweilige Befindlichkeit, Umgebung, Kultur und vieles mehr.
Früher mußten Lebewesen blitzschnell zwischen giftig und ungiftig unterscheiden können. Wir assoziieren mit Rosa, Weiß oder Lila meist etwas Süßes, man denke zum Beispiel an den Schokoriegel „Lila Pause“ der Firma Milka. Mit Ultramarin, Violett oder Braun verbinden wir eher etwas Bitteres. Oft umhüllt braunes Papier bittere Schokolade.
Die Farbstimmungen der Pfirsichblüte, von Indigo und Grün werden als Ruhe empfunden, Rot als Erregung.
Jede Stimmung hat ihre Lieblingsfarbe. So kann man mit bestimmten Farben bestimmte Gefühle mobilisieren. Den Körper und das Gesicht mit Farben zu bemalen, gehört zu den ältesten Traditionen des Umgangs mit Farben. Die dämonisch anmutende Farbigkeit sollte einerseits den Feind abschrecken, andererseits aber auch den Träger aktivieren. Auf letzterem gründet die Farbtherapie: Die Farbe von außen stimuliert die Kräfte von innen. Die Karnevalsbemalung sollte ursprünglich den bösen Geistern den Garaus machen.
Der Ausdruck „Farbe bekennen“ hat seinen Ursprung im Kartenspiel.
Die Redewendung „Seine Farbe wechseln wie ein Chamäleon“, wird oft mißverstanden. Chamäleons leben zwar mit guter Farbanpassung an ihre Umgebung, so daß sie meist nur schwer zu erkennen sind, aber sie wechseln nicht zur Tarnung ihre Farbe, sondern bei Stimmungsänderung. So wird oft das Gegenteil erreicht. Wenn sich ein grünes Tier zum Beispiel in grünen Blättern über einen Angreifer erschrickt, wird es rot oder blau.
Die Farben der Liebe
John Alan Lee (1933-2013) hat ein „Konzept der sechs Liebesstile“ erstellt.
Diesen lassen sich wie nachfolgend aufgelistet bestimmte Farben zuordnen.
Primärtypen:
Eros – leidenschaftliche oder auch romantische Liebe – Rot
Storge – auf tiefem Verständnis füreinander beruhende freundschaftliche Liebe – Gelb
Ludus – spielerische, unverbindliche, freie Liebe – Blau
Sekundärtypen:
Mania – obsessive, eifersüchtige Liebe – zwischen Ludus und Eros – Violett
Pragma – auf materiellen und/oder sozialen Vorteilen beruhende pragmatische Liebe – zwischen Ludus und Storge – Grün
Agape – selbstlose, uneigennützige, aufopfernde, altruistische Liebe – zwischen Eros und Sorge – Orange
Link zu ausführlichen Informationen über John Alan Lees „Konzept der sechs Liebesstile“
Orientalische Farbsymbolik
Schwarz Weiß Dunkelheit – Licht
Weiß Friede Licht, Reinheit
Schwarz Nacht Krieg, Aufruhr, Verwüstung
Gelb Sonne Macht, Größe, Reichtum
Rot Blut, Feuer Glück, Freude
Blau Himmel Sehnsucht, Klarheit
Grün Natur Erneuerung, Auferstehung, Hoffnung
Orange Sonne Energie, Feuer, Wärme, Sonnenschein, Leben
Zuordnung der Farben zu den Wochentagen, beziehungsweise den entsprechenden Planeten
Sonntag: Gold Sonne
Montag: Blau Mond
Dienstag: Rot Ares, Mars
Mittwoch: Gelb Merkur
Donnerstag: Grün Jupiter, Donar
Freitag: Blaugrün Frija, Venus
Samstag: Schwarz/Violettblau Saturn
Die symbolische Farbzuordnung ermöglicht es, in jahrhundertealter Überlieferung Begriffen Farben zuzuschreiben, obwohl sie keine reale Farbe haben. Hoffnung zum Beispiel ist grün, weil sie auf Entbehrung folgt wie eine Frühlingszeit. Im Mittelalter ist Grün auch die Farbe der beginnenden Liebe, entsprechend ist uns eine unsympathische Person „nicht grün“.
Mit Gelb kombiniert, wird Grün zur Farbe des Neides. Menschen, die sich viel ärgern, erkranken nicht selten an der Galle und bekommen eine gelbgrüne Farbe.
Spektralfarben – Sieben Chakren
Die Spektralfarben lassen sich vielfach in Beziehung setzten, so zum Beispiel zu den sieben Chakren beim Menschen:
Rot (6) Wurzel, Basis, Steißzentrum
Orange (4) Milz, Sakralzentrum, Kreuzzentrum
Gelb (2) Nabel, Solar–Plexus, Magen, Leber, Nabelzentrum
Grün (1) Herz, Herzzentrum
Blau (3) Hals, Kehle, Kommunikationszentrum
Lila/Indigo (5) Stirn, Drittes Auge, Auge der Weisheit, Inneres Auge, Befehl
Violett (7) Scheitel, Krone, Tausendblättriger Lotus, Scheitelzentrum
Symbolsprache
Der Glasmaler Georg Meistermann (1911-1990) strebte mit seiner gläsernen Farbenlehre nach einer verbindlichen Symbolsprache für die pluralistische Gesellschaft.
Die verschiedenen Rassen grenzen sich nach Farben voneinander ab, so sprechen wir zum Beispiel von Weißen, Schwarzen, Gelben und Rothäuten. Die einzelnen Nationen unterscheiden sich in der Zusammenstellung der Farben für ihre Nationalfahnen.
Auch die politischen Parteien in der Bundesrepublik Deutschland differieren unter anderem durch ihre Farben: Schwarz (CDU/CSU), Rot (SPD), Gelb (FDP) oder Grün (die Grünen). Je nach Zusammensetzung der Koalitionen spricht man zum Beispiel von „Ampelkoalition“: Grün – Gelb – Rot oder „Jamaika-Koalition“: Schwarz-Grün-Gelb.
Auch die Illustrierten der sogenannten Regenbogenpresse erscheinen unter farbigen Namen, wie zum Beispiel „Das Grünes Blatt“, „Das Goldene Blatt“ und „Bunte“.
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Unter dem Titel „Welche Farbe haben Sterne?“ und den einleitenden Zeilen „Die Sonne ist nicht gelb, der Rote Riese nicht rot, der Weiße Zwerg nicht weiß. Forscher haben die Farben von Sternen berechnet, wie Menschen sie mit ihren Augen sehen würden“ veröffentlichte Franziska Konitzer auf Spektrum.de vom 26. Februar 2021 einen bemerkenswerten Artikel zum Thema Farbe.