4.9.2019

Brot für den Tag 22

Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage (Mt 6,34)

Montag 29.7.1991

Zu unserem Leben gehören Raum und Zeit, beide sind untrenn­bar miteinander verbunden. Raum und Zeit rahmen das men­schliche Leben ein. Das Tier erlebt je nach seiner Art Umwelt und diese in der Gegenwart. Der Mensch aber, der sich des ganzen Raumes be­wußt wird, erlebt Welt und diese in Vergan­genheit, Gegenwart und Zukunft.

Für uns Menschen könnte wichtig sein, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Das mißlingt uns aber oft im Leben, weil wir meist mehr in der Zukunft oder in der Vergangenheit leben als in der Gegenwart.

Ein Kind hat noch die Fähigkeit, ganz in der Gegenwart leben zu können und macht sich wenig Sorgen um die Zukunft. Sein Zeitgefühl ist anders als das der Er­wachsenen. Es ge­hört mehr dem gefüllten Augen­blick an, dem Kairos als dem Chronos, dem Diktat der Zeit. Das bedeutet Paradies. Dann aber erfolgt recht bald die Vertreibung aus dem Paradies. Es gibt kein Zu­rück ins Paradies, aber ein Voraus ins Gelobte Land, ins Him­melreich, ins Reich des großen Glücks. Dafür aber muß der Mensch wieder Kind wer­den. Es ist weder gemeint kindisch zu werden noch Kind zu blei­ben; der Weg durch die Erwachsenen­welt mit Rückblick auf die Vergangenheit und Vorausblick auf die Zukunft ist schon zu­rückzulegen. Aber die Haltung eines Kindes muß zurückerwor­ben wer­den, um im Land des Glückes le­ben zu können. Jesus ließ die Kinder zu sich kommen, weil ih­nen das Himmel­reich gehört (vgl. Mk 10,14; Mt 19,14; Lk 18,16).

Gebet:
Gott, du Herr der Zeit, unsere Zeit liegt in deinen Hän­den. Hilf uns zur Gelassenheit, damit wir nicht die Gegenwart verpassen, weil wir uns zu sehr sorgen um das Morgen.