17.9.2019

Brot für den Tag 29

Der Verschnittene soll nicht sagen: Ich bin nur ein dürrer Baum (Jes 56,3)

Montag 30.11.1992

„Du nicht!“ – „Ich wohl!“; „Du gehörst nicht dazu!“ – „Hier ist nur für uns Platz!“ Es ist dem Menschen eigen, sich abzu­grenzen und dadurch andere auszugrenzen. Meist kann er sich dabei auch noch auf ein Gesetz berufen oder er macht ein entsprechendes Gesetz.

Das Gotteswort des Propheten Jesaja ändert das Gesetz, so daß nun auch Fremde und Verschnittene zur Gemeinde gehören dür­fen.

Jeder braucht eine Heimat und kann nicht leben ohne Verwurze­lung; denn ohne einen Boden, wo er seine Wurzeln in die Erde senken kann, kann kein Baum wachsen, er bleibt ein dürrer Baum. Ebenso ergeht es einem Menschen, der keine Heimat hat.

Sieht man Heimat und Zugehörigkeit sehr eng, so ist jeder an den meisten Orten der Erde ein Fremder. Wohl noch nie in der Geschichte der Menschheit sind soviele Menschen aus ihrer Heimat aufgebrochen wie heute, sei es freiwillig als Auswanderer, sei es gezwungen als Vertriebene; alle auf der Suche nach einer neuen Heimat. Ideal wäre es, wenn alle Menschen Weltbürger würden. Aber dann dürfte unter den Menschen weder Neid noch Mißgunst herrschen, sondern die Menschen müßten er­kennen, daß sie alle Kinder Gottes sind.

Wie schwer fällt es uns, offen zu sein für alle Menschen. So­bald eine Gruppe sich gefunden hat, entsteht schon die Ge­fahr, daß sie sich abschließt und eine Clique bildet. Das gilt für Familien genauso wie für Dorfgemeinschaften, für In­stitutionen ebenso wie für Interessengruppen.

Gebet:
Guter Gott, ich gehe über diese Erde als dein Kind, ich freue mich, wenn es allen Menschen gut geht; sag ja zu mir und laß mich am Ende meines Lebens Heimat finden in dir.