20.9.2019

Brot für den Tag 32

Die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu helfen (Jes 59,1)

Donnerstag 3.12.1992

Wir Menschen können nicht sagen, wer Gott ist; wir dürfen aber erfahren, wie Gott an uns handelt. Das Bild der Hand ist angemessen, die lebendige Bewegtheit von Gottes Handeln am Menschen auszudrücken: sein Tun in der Schöpfung, seine Führung aus Ägypten, Berufung, Rettung, Segen, Gericht und Strafe durch ihn.

Das Bild der Hand gehört zu den ältesten Darstellungen Got­tes. Die gespreizte Hand mit den strahlenförmig ausgehenden Fingern ist ein altes Sonnensymbol. Der griechische Dichter Homer spricht von Eos als der „rosenfingrigen Göttin der Morgenröte“. Der ägyptische Gott Aton ist als Sonnenscheibe dar­gestellt, deren Strahlen handförmig enden, und seine Hände halten die Lebensschleife.

Auf einem Kreuz in Münster, an dessen Korpus Hände und Arme fehlen, steht: „Ich habe keine anderen Hände als die euren.“

Unsere Namen sind in Gottes Hand geschrieben (Jes 49,16), und was kann uns Besseres geschehen, als in seine Hände zu fallen? Denn aus seinen Händen sind wir hervorgegangen. Un­übertrefflich ist dieses auf dem Gemälde von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle in Rom dargestellt. Gott erschafft den Menschen: Die ausgestreckte linke Hand Adams empfängt von der Rechten Gottes den Lebensfunken. Die rechte Hand Gottes ist kräftig und machtvoll, die linke Hand Adams ist noch ohne Kraft und Leben, aber sie ist bereit, sich anrühren zu las­sen. Nur da diese Hand gelöst und entspannt ist, ist sie emp­fänglich für die Berührung Gottes. Gott und Mensch wirken zu­sammen, ihre Hände ähneln sich. Der Mensch ist geschaffen nach seinem Bild.

Gebet:
„Herr, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles ge­legt.“