
24.9.2019
Brot für den Tag 33
Er zürnt seinen Gegnern und vergilt seinen Feinden (Jes 59,18)

Freitag 4.12.1992
Es geht um das Ja oder Nein zu Gott. Wer beim Nein bleibt und die Umkehr verweigert, geht zugrunde. Demjenigen aber, der zu ihm Ja sagt und sich von seinen Sünden abwendet, dem wendet sich Gott zu und gewährt ihm das Heil. Es geht also um Entschuldigung, Verzeihung und Vergebung.
Wir entschuldigen uns eher, als daß wir um Verzeihung bitten. Bei der Entschuldigung versuchen wir, die Schuld durch Erklärungsversuche wegzurationalisieren. Ebenso wie wir uns selbst entschuldigen, können wir auch andere entschuldigen. Aber „Nicht-von-Schuld-reden“, bedeutet zwar Ent-Schuldigung, aber noch nicht Beendigung der Realität von Schuld. Es gilt, diese Schuld zu verwandeln.
Verzeihen hat zu tun mit verzichten, sich versagen. „Ich verzeihe!“ heißt dann „Ich versage mir den Anspruch auf Genugtuung, auf Vergeltung und Rache“.
Vergeben wird oft in Zusammenhang mit Vergessen gebracht. „Vergeben und vergessen!“ oder doch besser „Vergeben ja, vergessen nein!“? Nicht-Vergessen ist nicht als Nachtragen gemeint, sondern besagt: „Trotz deiner Schuld stehe ich zu dir!“ Vergebung hebt die Schuld auf, sie wird zwar im Gedächtnis bewahrt, aber sie wird verwandelt, das heißt, sie wird getilgt.
Vergebung ist Unterbrechung der Schuldgeschichte, was bei einer Blutrache schnell deutlich wird. Wo Blutrache herrscht, gilt Vergebung als Schwäche.
Ich darf glauben, daß Gott mir vergibt. Ich kann vom Mitmenschen Vergebung erbitten. Am schwersten ist es, sich selbst zu vergeben. Daß ich mir meine Schuld bewußt mache, mich verurteile und mir vergebe, setzt jedoch das Wissen voraus, in meiner schuldigen Existenz angenommen zu sein.
Gebet:
Gott, vergib uns unsere Schuld und schenk uns neues Leben!