
26.9.2019
Brot für den Tag 35
Hilf doch, o Herr, unter den Menschen gibt es keine Treue mehr (Ps 12,2)

Sonntag 17.10.1993
David stimmt ein Klagelied an und macht sich zum Sprecher der Getreuen Jahwes. Es sind nur noch wenige, die fromm und rechtschaffen leben. Lug und Trug haben um sich gegriffen, Vermessenheit und Lüge reden die Zungen (vgl. Vers 4). Das Klagelied ist nicht pessimistischer Ausdruck der Verbitterung eines alten Mannes, der sich nach früheren, besseren Zeiten zurücksehnt, sondern das Urteil eines Menschen, der den Menschen und seine Verführbarkeit kennt. So haben es mit ihm viele Propheten gesehen. Gegen das falsche Wort der Menschen stellt er das lautere Wort Gottes (vgl. Vers 7), Gott wird vor den Frevlern retten, das ist keine Frage (vgl. Vers 8f), er tut es wahrhaftig.
Hat sich da bis heute etwas geändert? Wie hört sich unser Reden an? Wie sehen für uns Wahrheit und Treue aus? Sokrates hält dazu an, das eigene Reden mit drei Sieben zu prüfen. Ein erstes Sieb ist die Wahrheit. Ist das, was ich sage, wahr, habe ich es geprüft, sonst sollte ich schweigen. Das zweite Sieb ist die Güte. Ist das, was ich erzählen will, gut für mich oder für einen anderen? Das dritte Sieb ist die Notwendigkeit. Ist es notwendig, das zu erzählen, was ich erzählen will? Was hat noch Bestand, wenn ich mein Reden durch diese drei Siebe schütte? Was von meiner Rede ist zugleich wahr, gut und notwendig?
Gebet:
Herr Jesus Christus, du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben; verhilf uns immer neu zu deiner Wahrheit, damit unsere Worte lauter sind wie geläutertes Silber, von Schlacke geschieden.