
2.10.2019
Brot für den Tag 38
Stell dich auf deine Füße! (Ez 2,1)

Mittwoch 20.10.1993
Wir kennen die Redensart: „Stell dich auf die Hinterbeine!“ Dahinter verbirgt sich die Aufforderung: „Setz dich zur Wehr, wie eine Raubkatze oder ein Bär es tut.“ Aber bei der Gotteserscheinung konnte Ezechiel sich gar nicht wehren, er war wohl zu Boden geworfen worden vor Erschrecken und Ehrfurcht. Da sagt Jahwe zu Ezechiel: „Stell dich auf deine Füße, Menschensohn, ich will mit dir reden!“ Ein Vater mag zu seinem Sohn sagen: „Steh gefälligst auf, wenn ich mit dir rede!“ Wir stehen bei der Verkündigung des Evangeliums. Das Stehen soll unsere Bereitschaft ausdrücken, den Auftrag des Evangeliums sofort in die Tat umzusetzen. Das hat Jahwe auch mit Ezechiel vor: „Ich sende dich!“ (vgl. Vers 3). Ezechiel braucht sich nicht zu fürchten (vgl. Vers 6), er handelt im göttlichen Auftrag. Was er verkünden soll, nimmt er zuvor in sich auf. Bei Jeremias war es die Hand Jahwes, die des Propheten Mund berührte. Hier geschieht Berufung sinnfälliger, was sehr anschaulich das Verspeisen der Buchrolle versinnbildlicht (vgl. Verse 2,8-3,3). Dieser Vorgang zeigt die Unbedingtheit der Berufung: Der Prophet ist nun ganz von Gottes Wort durchdrungen, er hat die Botschaft ganz in sich aufgenommen. Der Prophet soll mit dem ihm anvertrauten Wort ganz eins werden, es soll ihm sozusagen in Fleisch und Blut übergehen. Der Schwere des Auftrags entspricht die besondere Indienstnahme des Boten. Es ist auffallend, daß die Rolle süß wie Honig ist, man könnte erwarten, sie sei bitter, da sie mit Unheilsweissagungen beschrieben ist.
Gebet:
Gott, stelle auch uns auf die Füße und rede zu uns; zu wem sollten wir gehen, denn nur du hast Worte des ewigen Lebens.