8.10.2019

Brot für den Tag 41

Du, Menschensohn, nimm dir einen Lehmziegel (Ez 4,1)

Samstag 23.10.1993

Neben Reden und Schweigen als Mittel der Verkündigung gibt es noch das Mittel der symbolischen Handlung, der Zeichenhand­lung, wovon viele Propheten Gebrauch gemacht haben. Es geht dabei nicht um eine Ausschmückung der prophetischen Rede, die dadurch deutlicher und einprägsamer werden soll. Das Tun in sich soll die Zuschauer zum Nachdenken bringen.

Hier nimmt der Prophet einen Lehmziegel, das gewöhnliche Bau­material Babyloniens, ritzt die Umrisse Jerusalems darauf und umgibt die Stadt mit den Zeichen der Belagerung. Was darge­stellt ist, muß erschrecken; denn wenn die Zeichenhandlung Wirklichkeit wird, wird Jerusalem belagert.

Solche Zeichenhandlungen gibt es vielfach bei den Propheten. Ob es sie heute auch noch gibt? Sicherlich ist der Mensch im­mer in Gefahr, die Zeichen seiner Zeit zu übersehen oder sie nicht zu verstehen. Erst im nachhinein geht ihm auf, was gemeint war. Zeichen und Bilder sind mehrdeutig. Wer inter­pretiert sie richtig?

Wer hat unter uns den Auftrag, eine solche Zeichenhandlung zu vollbringen? Keiner kann sich selbst zum Propheten machen. Ist einer dazu berufen, muß er sich heute genauso wie früher für verrückt erklären lassen, weil er etwas tut, was die Men­schen nicht sofort verstehen. Aber vielleicht gibt es doch einige, die nachdenklich werden.

Gebet:
Gott, laß mich die Zeichen meiner Zeit verstehen und die damit gesandte Botschaft hören und ausführen.