
10.10.2019
Brot für den Tag 43
Eine Stimme hörte ich, die ich noch nie vernahm (Ps 81,6)

Montag 23.5.1994
Die Verständigung geistiger Wesen erfolgt durch Sprechen und Hören. Es gibt viele Weisen, Gott zu vernehmen, die eindringlichste ist wohl, wenn Gott spricht. Gott sprach und es ward die Schöpfung (vgl. Gen 1), Gottes Wort wird Mensch (vgl. Joh 1,14), um die Schöpfung zu erlösen und zu sich heimzuholen. Im Psalm 81 hört ein prophetischer Mensch Gottes Wort, und er hört eine Warnung.
Die Sprache der Menschen war verwirrt worden, und die Menschen verstanden einander nicht mehr, als sie einen Turm bauen wollten, mit einer Spitze bis zum Himmel (vgl. Gen 11,1-9). Pfingsten nun geschieht das Gegenteil: Menschen verschiedenster Sprachen verstehen sich (vgl. Apg 2,8.11). Gottes Geist bewirkt, daß sie sich nicht nur über den Intellekt verständigen, sondern mit allen Sinnen. Er, Gottes Heiliger Geist, ist da, atmet in ihnen, pulsiert in ihnen. Sein Lebendigsein löst ihre Erstarrung, verflüssigt ihr Bewußtsein, formt ihr Wissen. Ihre Seele und ihr Leib erbeben, da ist nichts getrennt. Gegenwart geschieht, Berührung, Strahlung, Öffnung, Weitung, Miteinander und Zusammensein. Sie sind durchlässig geworden, er hat sie durchlässig gemacht. Sein Geiststrom durchströmt sie, es fließt ihnen in den Speichel, es bewegt ihre Zungen, es wird Sprache, es verändert die Basis ihrer Existenz. Was sich zutrug, geschah zunächst ohne Worte, ganzheitlich, ohne die Trennung von Subjekt und Objekt.
Als Petrus dann den Vorgang sprachlich zu ordnen versuchte, als er im Namen des Geistes Jesu das Geschehene weitergab, da sprach er als Berührter, er sprach als Zeuge, verstehend, staunend, Worte suchend für das Überrationale.
Gebet:
Belebe mich, Heiliger Geist, mit deiner lebendigen Gegenwart und erfülle mich mit der Stimme und dem Wort Gottes, damit ich dich der Welt bezeuge.