11.10.2019

Brot für den Tag 44

Dieser (Jesus Christus) aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht (Hebr 10,12)

Dienstag 24.5.1994

Im 10. Kapitel faßt der Brief an die Hebräer zusammen, was über das Verhältnis von Schuld und Opfer zu sagen ist. Durch das Opfer Jesu Christi ist die Unzulänglichkeit der Opfer des alten (ersten) Bundes deutlich geworden. Unter dem Gesichtspunkt der endgültigen Herrlichkeit reichte es nicht mehr, Sühne zu leisten für diese Erdenzeit, sondern es ging um eine Erlösung von den Sünden, die für immer gültig ist. Opfer brauchen also nicht immer wiederholt zu werden, das eine Opfer am Kreuz setzt einen Einschnitt in die bisherige Praxis. Jetzt geht es darum, den Willen Gottes zu tun (vgl. Hebr 10,7).

Die Erlösung durch Jesus Christus kann in uns ein neues Opferverständnis wachsen lassen. Dazu gehört, im Opfer nicht nur etwas Schweres zu sehen, womit Verzicht und Verlust verbunden sind. Vielmehr bedeutet Opfer jegliches Leben mit Gott und alles zu seiner Ehre zu tun, weil Gott allein genügt. Opfern heißt: Ich trage mich oder etwas in die Heiligkeit Gottes. Gott könnte uns fragen: „Warum opfert man mir nur Leiden? Glaubt ihr nicht, daß ich genauso Wohlgefallen an euren Freuden habe, wenn sie nur mit der gleichen Liebe dargebracht werden?“

Wenn sich ein solcher Opferbegriff vermitteln ließe, könnte die Angst verschwinden, durch Opfer zu kurz zu kommen oder etwas zu verpassen. Es könnte sich vielmehr die Einsicht durchsetzen, daß uns nichts Besseres geschehen kann, als den Willen Gottes zu erkennen und ihn auch zu tun. Sehr prägnant formuliert dies das Tagesgebet des 33. Sonntags im Jahreskreis.

 

Gebet:
Gott, du Urheber alles Guten, du bist unser Herr. Laß uns begreifen, daß wir frei werden, wenn wir uns deinem Willen unterwerfen, und daß wir die vollkommene Freude finden, wenn wir in deinem Dienst treu bleiben.