14.4.2020

Brot für den Tag 59

Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief (Mk 4,38)

Mittwoch 31.7.1996

Wo um alles in der Welt kommt das Kissen her? Wer schon einmal eine Nachbildung eines Bootes gesehen hat, mit dem und in dem sich das abspielt, was Markus mit dem Sturm auf dem See beschreibt, muß sich fragen, wie auf ein solches Boot ein Kissen kommt. Was ist Markus so wichtig daran, das zu erwähnen? Viele Kommentatoren die­ser Schriftstelle übergehen das Kissen, vielleicht weil es nicht zu der Aussage Jesu paßt: „Der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“ (Mt 8,20; Lk 9,58), erst recht kein Kissen.

Dieses Gleichnis wendet man heute auf die Kirche an, die als Schiff in den Stürmen der Zeit treibt, während Gott schläft. Es scheint ihn nicht zu rühren, daß immer mehr Menschen die Kirche verlassen, in den Medien nur das zur Sprache kommt, was die Kirche schlecht macht und man nichts Gutes mehr an ihr läßt.

Wenn wir auf unser Lebensschiff schauen, das oft genug in den Stürmen des Lebens zu kentern droht, schläft Jesus ebenfalls. Es sind nicht nur die Bedrängnisse von außen, die unser Lebensschiff schwanken lassen. Gerade dann, wenn um uns Stille ist, kommen die inneren Stürme. Oft genug, wenn wir die Betriebsamkeit unseres Lebens verlassen, beginnt unser Herz zu toben wie ein von Windböen gepeitschter Ozean. Das versetzt uns in Furcht vor uns selbst. Unser Unbewußtes wird mit dem Wasser verglichen, tief und stür­misch bewegt kann es sein. In Angstträumen drohen wir zu sinken. Was rettet uns vor der Tiefe? Wir wissen von Kindern, daß sie auch in einem Sturm ganz ruhig liegen und schlafen. So liegt Jesus da. Könnten wir zu ihm finden, würde sich alles beruhigen. In der Mitte des Orkans ist die größte Ruhe und Stille.

Aber wie seinen Jüngern fehlen auch uns der Glaube und das Ver­trauen. Obwohl sie schon so lange mit Jesus zusammen sind, hegen sie noch ein solches Mißtrauen. Vielleicht dient das Kissen auch dazu, den Unterschied zwischen den so furchtsamen Jüngern und dem ruhig schlafenden Jesus aufzuzeigen.

Gebet:
Guter Gott, laß mein Vertrauen wachsen, damit ich inmitten der Stürme meines Lebens bei dir Ruhe und Geborgenheit finde. Wenn ich weiß, daß du in meinem Lebensschiff mitfährst, kann mich nichts erschrecken, selbst wenn ich den Eindruck habe, daß du schläfst.