14.1.2021

Brot für den Tag 86

Wenn einer Ohren hat zum Hören, so höre er! (Mk 4,23)

Dienstag 18.7.2000

In unserem irdischen Leben ist das Ohr ein äußerst wich­tiges Organ für die Erfahrung der göttlichen Welt. Das Ohr ist ein Instrument der Gnade. In unserem Erdenleben erfahren wir glaubend Gott. Jesus hat nur gepredigt, Ge­schriebenes hat er nicht hinterlassen. Wenn wir intensi­ver glauben wollen, müssen wir aktiver hören. In unserer Zeit üben wir uns sehr wenig im Hören.

Neben der Sprache der Menschen kennen wir die Sprache der En­gel und die Stimme Gottes. In der Heiligen Schrift wird von keiner Vision berichtet ohne das erhellende Wort. Wer zum Beispiel den Himmel offen sieht, bekommt damit auch eine Botschaft. Eine entsprechende Bedeutung hat das Wort im Gottes­dienst. Auch die Sakramente sind auf das Wort angewie­sen. Hören bis in seine letzte Dimension bedeutet, Gott zu vernehmen. Liturgie ist die stili­sierte Form eines Gespräches zwischen dem Irdischen und dem Göttlichen. Gott ist ganz Ohr für mich, und ich habe die Garantie, gehört zu werden, wenn er mich auch nicht immer erhört. So beten wir mit dem Psalmisten: „Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich Herr!“ (Ps 86,1) Der Beter wen­det sich nicht an das Auge Gottes, das doch al­les sieht, sondern er wendet sich an Gottes Ohr. "Wer den Göttern gehorcht, den hören wieder die Götter", so antwortet der griechische Held Achilles in der Ilias des Homer der Göttin Athene, als sie ihn besänftigen will und hinzu­fügt: „Ob du wohl auf mich hören wirst?“

Wir sollten stets Hörer des Wortes Gottes sein. Für Is­rael ist das so wichtig, daß die Juden heute noch ein Gebet bei sich tragen, das sie dreimal täglich verrich­ten. Es ist nach seinen beiden ersten Worten benannt „Schema Israel – Höre, Israel“. (Dtn 6,4)

Gebet:
Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Her­zen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.