
15.1.2021
Brot für den Tag 87
... dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Same keimt und wächst, und der Mann weiß nicht wie. (Mk 4,27)

Mittwoch 19.7.2000
Das Sämannsgleichnis ist beim Evangelisten Markus ergänzt durch zwei weitere, die aufzeigen, wie es um das Gegenstück des Ackers, den Samen steht. Der Same ist das Wort Gottes. Um den Samen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen; denn er wächst auch ohne unser Zutun, und aus einem kleinen Samenkorn wird ein großer Baum.
Eine kostbare Perle ist das kleine Gleichnis, das nur von Markus überliefert ist: Der Bauer sät, dann aber schläft er und steht auf und der Samen keimt und wächst von selbst, aber der Mann versteht nicht wieso. Haben auch wir ein solches Zutrauen zum Wort Gottes?
Betrachtet man uns Menschen, so hat man den Eindruck, wir müßten alles machen. Selbst alten Menschen fehlt trotz ihrer Lebenserfahrung oft die Gelassenheit. Die östliche Spiritualität formuliert: „Der Weise tut nichts, und es bleibt nichts ungetan.“
Viele Worte der heiligen Schrift unterstützen diese Wahrheit: Schon in der Wüste sollten die Israeliten nur für den heutigen Tag das Manna sammeln (vgl. Ex 16), Jesus greift dieses Thema auf in seiner Rede von der falschen und der rechten Sorge (vgl. Mt 6,19-34).
Die Aussaat ist erfolgt, Gottes Kräfte wirken schon, aber noch wachsen sie im Verborgenen und im Stillen. Die Ernte ist noch nicht da, aber ihr Kommen ist gewiß. In dieser Zeit gilt es, geduldig zu warten und auf Gottes Macht zu vertrauen.
Gebet:
Guter Gott, gib mir den Mut zu ändern, was ich ändern kann, die Gelassenheit zu ertragen, was ich nicht ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden (nach Friedrich Christoph Oetinger 1702-1782).