
10.4.2021
Brot für den Tag 98
Jetzt freue ich mich, nicht weil ihr traurig geworden seid, sondern weil die Traurigkeit euch zur Sinnesänderung geführt hat (2 Kor 7,9a)

Donnerstag 30.10.2008
Wir wünschen uns ein Leben ohne schlaflose Nächte und ohne Traurigkeit. Doch manche schlaflose Nacht und manche Traurigkeit ist heilsam. Nicht selten reift in einer solchen Situation eine Sinnesänderung. Für manche Menschen besteht die größte Traurigkeit darin, kein Heiliger zu sein. Ihnen könnte folgende Vorstellung helfen: „Ein Heiliger ist ein Sünder, der immer wieder neu beginnt.“ Eine weitere Hilfe ist auch folgender Grundsatz: „Immer einmal mehr aufstehen als hinfallen“. Dies zeigt sich auch bei den Kreuzwegstationen mit dem dreimaligen Fall Jesu. Beim vierten Fall mußte er sich von Simon von Cyrene helfen lassen.
Ebenso wie Traurigkeit lähmt auch Angst. Oft ist diese mit der Erfahrung von Schuld verbunden. Unsere Sehnsucht zielt auf einen barmherzigen Gott der Vergebung, unsere Angst malt sich einen Richtergott aus. „Dies irae, dies illa ... – Tag der Rache, Tag der Sünden“ wurde früher bei jeder Totenmesse gesungen. In dem Lied: „Strenger Richter aller Sünder ...“ ist die Hoffnung in der zweiten Zeile versteckt: „doch als Vater Deiner Kinder ...“.
Die Angst vor Bestrafung nach einer Schuld läßt sich verringern, wenn der Unterschied zwischen Sache und Beziehung klar ist. Gott liebt den Sünder, haßt aber die Sünde.
Eine Mutter erkannte nach einer Auseinandersetzung mit ihrer Tochter, wie sehr sie diese dennoch liebte. Sie sagte ihr: „Du kannst machen, was du willst, meine Liebe verlierst du nicht.“ Diese Erfahrung veränderte das Gottesbild der Mutter so sehr, daß sie keine Angst mehr hatte, falsch zu handeln und sündig zu sein.
Es gilt nicht, keine Fehler zu machen, sondern sich zu bemühen, mit Fehlern zu leben und aus ihnen zu lernen. Der Weise macht ebenso Fehler wie der Dummkopf. Doch der Weise begeht einen Fehler nur einmal, der Dummkopf immer wieder.
Versuchen wir fehlerfreudig, aber weise zu sein.