4.5.2021

Brot für den Tag 99

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter (Lk 1,46f.)

Sonntag 13.12.2009

Der Lobpreis Gottes ist die höchste Form des Betens. Unsere Bitt- und Klagegebete werden einmal verstummen. Das Ewige Leben ist reiner Lobpreis. Gott preisen, ist das Höchste und Beste, was wir tun können. Welche besonderen Situationen lassen uns Gott preisen?

Auslöser für den „großen Lobpreis“, das „Magnifikat“, war damals die Begegnung von Maria und Elisabeth, zwei schwangeren Frauen. Als Maria Elisabeth begrüßt, erkennt diese durch den Heiligen Geist die Schwangerschaft Mariens, und sie preist Maria mit den Worten: „Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ“. Daraufhin preist Maria Gott.

Die Erfahrungen der Welt werden auf den Kopf gestellt. Gott hat auf die Niedrigkeit seiner Magd geschaut. Er hat gehandelt, hat etwas getan. Maria erfährt es am eigenen Leib. Sie soll die Mutter des Messias werden, der das Reich Gottes verkündet.

Gottes machtvolle Taten bestehen unter anderen darin, daß er die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhöht. Die Reichen gehen leer aus, die Hungrigen aber beschenkt er mit seinen Gaben. Göttliches Handeln durchkreuzt alle menschlichen Maßstäbe und stellt sie neu ein auf die großen Perspektiven der beginnenden Gottesherrschaft. In dieser zählen nicht mehr die äußeren Dinge, gleichgültig ob es sich um „geringe verachtete Dinge“ oder „hohe Dinge“ handelt, entscheidend sind die Haltung und Einstellung des Menschen, der sich ihr zur Verfügung stellt. So wird Demut zur Haltung der radikalen Verfügbarkeit für die Sache Gottes in der Welt und erhält von dieser Aufgabe her ihre wahre Größe. Im Magnifikat kündigt sich die freudige und stolze Gewißheit an, daß der mächtige Gott selbst von nun an die Sache der Entrechteten und Armen in seine Hand nimmt. Daraus erwächst die ungestüme, ja revolutionäre Kraft dieses Liedes, das zu den großen Befreiungsliedern der christlichen Erlösungsbotschaft zählt.

Können auch wir so beten?