
21.5.2023
„Brot und Wein im Wandel der Religionsgeschichte“
So betitelte Heinrich Robert Spörri (1864-1927) seine Abhandlung.
Er führt die Kultur des Getreides zurück auf die Zeit vor der Sintflut, wohingegen diejenige des Weinstockes erst danach begonnen hat; denn „Noach, ein Ackerbauer, war der Erste, der einen Weinberg pflanzte.“ (Gen 9,20) Somit entwickelte sich auch die Kultur von Brot und Wein.
„Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus. Er war Priester des Höchsten Gottes.“ (Gen 14,18) Robert Spörri bemerkt: „Der geistig-überzeitliche Verwalter des Opfers von Brot und Traubensaft ist Melchisedek. […] Korn und Traube sind ausgesprochene Sonnengaben.“ Dementsprechend beschreibt er die unterschiedliche Entwicklung beider Güter im Laufe eines „ganzen Sonnenjahres“ und deren Einfluß auf den Menschen. Das Korn stärkt ihn für die Arbeit an der Erde, und ohne Schaden zu nehmen, kann er Brot immer genießen.
Dem Traubensaft spricht der Autor eine starke Beziehung zum Blut zu, das er als „ Ichträger des Menschen“ bezeichnet. In bezug auf den Kultus vergleicht er das Brot mit der goldenen Scheibe der Sonne und gibt dem Kelch, der den Wein birgt, die „Form des menschlichen Herzens“.
„Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und eßt; das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sagte: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Von jetzt an werde ich nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von Neuem davon trinke im Reich meines Vaters.“ (Mt 26,26-29)
So verbindet uns jede Eucharistiefeier durch Brot und Wein immer wieder aufs neue mit Jesus Christus.