
20.12.2020
„Da haben die Dornen Rosen getragen ...“
In der wilden Form hat die Rose nur fünf Blätter. Erst durch den Eingriff der Menschen wurde sie zur Königin der Blumen. 25.000 gezüchtete Rosensorten gibt es auf der ganzen Welt.
Die Psychologen halten die Rose für die Nachfolgerin der „Blauen Blume“ der Romantik. Beide stehen für die Sehnsucht nach dem Unendlichen.
Rosen haben keine Dornen, sondern Stacheln. Sie sollen die Rosen vor Wildfraß schützen. Wir Menschen halten die Stacheln, die wir lieber Dornen nennen, für überflüssig, spätestens wenn wir uns gestochen haben. Wir akzeptieren aber, daß es „Keine Rose ohne Dornen“ gibt.
Maria wird mit den Rosen ohne Dornen in Verbindung gebracht:
Maria durch ein' Dornwald ging (GL 224)
Maria durch ein' Dornwald ging.
Kyrieleison!
Maria durch ein' Dornwald ging,
der hatte in sieben Jahr'n kein Laub getragen!
Jesus und Maria.
Was trug Maria unterm Herzen?
Kyrieleison!
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,
das trug Maria unter ihrem Herzen.
Jesus und Maria.
Da haben die Dornen Rosen getrag'n;
Kyrieleison!
Als das Kindlein durch den Wald getragen,
da haben die Dornen Rosen getragen!
Jesus und Maria.
Auch in dem Lied „Meerstern, ich dich grüße“ (GL 524) wird Maria als „Rose ohne Dornen“ besungen.
Wie keine andere Blume trägt die Rose Symbolcharakter. Sie versinnbildlicht Zuneigung und Verehrung und steht für das Besondere, mit dem man Menschen eine bedeutungsvolle Freude machen kann. Sie ist Teil literarischer Motive, wie zum Beispiel in dem Grimmschen Märchen „Dornröschen“ oder in der Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss (1864-1949).
Die Rose symbolisiert die irdische und die erotische Liebe. Deshalb schrieb man sie der Göttin Venus zu, später übertrug man deren Eigenschaften auf Maria. Das zeigt das Weihnachtslied: „Es ist ein Ros entsprungen“. Die Rose ist somit auch ein Erlösungssymbol. Im Grimmschen Märchen „Die Rose“ ist die Erlöserin die jüngste Tochter!
X_02zuhause_01unterwegs_06Neusehland_01Impulse_2020_2020_12_Dezember_2020_12_20__Märchen RoseDie Pflanzen leben nicht nur von dem, was sie mit ihren Wurzeln aus der Erde aufnehmen, sondern auch vom Sonnenlicht, also von dem, was sie vom Himmel empfangen. Daher sahen die Mystiker aller Jahrhunderte in den Pflanzen, in den blühenden Blumen und insbesondere in der Rose ein Sinnbild für die mögliche Vereinigung von Irdischem und Himmlischem.
Rainer Maria Rilke hat in seinem Testament vom 27. Oktober 1925 folgendes Gedicht zur Grabinschrift bestimmt:
„Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter so viel Lidern.“