
Gemälde vom Ewaldi-Reliquienschrein in der Kirche St. Kunibert in Köln um 1400
Das Bistum Münster feiert am 3. Oktober den Schwarzen und den Weißen Ewald
Es fügt sich, daß das Fest der sich durch ihre schwarze beziehungsweise weiße Haarfarbe unterscheidenden Brüder Ewald mit dem Tag der deutschen Einheit zusammenfällt. Die angelsächsischen Brüder trugen nicht nur denselben Namen, sondern wirkten im 7. Jahrhundert in Westfalen gemeinsam als überzeugte Missionare und erlitten dort den Martyrertod. Um 695 erfolgte die Überführung ihrer Gebeine in die Kirche St. Kunibert in Köln.
Bei dem Begriff „Einheit“ geht es nie um einen einheitlichen „Mischmasch“, sondern immer um die Einheit in der Vielheit. Es geht um eine Lebensauffassung, die auf der Spannung der Gegensätze beruht, einer Spannung, die zwischen dem unendlich Großen und dem unendlich Kleinen angesiedelt ist. Diese beiden Pole gilt es zu vereinen, ohne einen Pol abzuspalten. Katholisch verstanden, das das Allumfassende und Ganze im Namen trägt, ist das nach dem Philosophen Nikolaus von Kues (1401-1464) „die Coincidentia oppositorum – der Zusammenfall der Gegensätze“. Diese Denkströmung versteht die Kirche als Instrument, mittels dessen Gottes Geheimnis eint, was auf der Ebene der Natur unvereinbar scheint. Es geht um eine Einheit, die die Unterschiede aufrechterhält, ohne den Anspruch, sie aufzuheben. Heute bahnt sich eine Zeitenwende an, in der die Gegensätze unversöhnlich auseinanderklaffen.
Beginnend mit dem heutigen Tag gebe ich unter dem Thema „Viele Farben hat sein Licht“ Impulse zu verschiedenen Farben. Weiß und Schwarz sind keine wirklichen Farben, denn beide tragen alle Farben in sich. Auch dort zeigt sich ein Zusammenfall der Gegensätze.
Neben den Brüdern Ewald feiert die Kirche am 29. Juni ein noch bekannteres Gegensatzpaar: die Apostel Petrus und Paulus. Sie waren grundverschieden und haben sich nicht selten gestritten, fanden aber dennoch zu einer Einheit der Kirche Jesu Christi.
In der Sagenwelt gibt es als Gegensatzpaar die Halbbrüder Parzival und Feirefiz. Parzival konnte erst Gralskönig werden, nachdem er alle Gegner besiegt hatte. Feirefiz konnte er nicht besiegen. Die beiden Ritter mußten sich versöhnen. Daraufhin empfanden sie sich „als Einheit, so, als hätte ihnen vorher etwas Wesentliches gefehlt“. (Malcolm Godwin)
Siehe Rundbrief des IKLK Nr. 42 – August 2000: Wie Parzival will ich sein – Pilgerbegleiter auf der Wallfahrt nach Santiago: 60.
Wie finden wir in Kirche und Staat das Gemeinsame, das uns verbindet?