
2.5.2020
Das Geschaffene wird auf das Unendliche hin durchsichtig
Joseph von Eichendorff (1788-1857):
„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“
In allen Dingen lebt etwas; denn alles ist Gottes Geschöpf. Gott ist in seinen Geschöpfen, und wir sind in ihm. Aber wie bekommen wir die Welt Gottes in uns zum Klingen?
Wir müssen glauben, daß Gott für uns kein Gegenüber ist, sondern daß er in uns ist und wir in ihm sind. So sagt es zum Beispiel der Apostel Paulus und die Mystiker verkünden es ohnehin. Beweisen können wir all das nicht, aber erfahren. Wenn uns das Zauberwort zuteil geworden ist, sind wir immer mit Gott in Kontakt, und zwar in allem, was wir tun, auch wenn wir Fehler machen und sündigen. Er ist der gütige Vater aus dem Evangelium. Wenn wir offen für diese Wirklichkeit in uns sind, dann erscheinen uns die Dinge in uns nicht nur nützlich, sondern auch bedeutsam. Das gilt vor allem für Gottes Gegenwart in uns. Er läßt das Wunderbare, Wunderliche und Imaginäre als kostbare Gefühle wachsen.
Nichts in uns bleibt uns unbekannt oder steht uns fremd gegenüber. Wenn es uns vertraut ist, wird alles, was in uns klingt, eine Resonanz erzeugen. Mittels Achtsamkeit müssen wir eine Haltung kultivieren, in der sich der Zauber sichtbar entfalten kann.
Angelus Silesius (1624-1677):
„Halt an, wo läufst du hin. Der Himmel ist in dir.
Suchst du Gott anderswo. Du fehlst ihn für und für.“