7.1.2020

Das Kind als Symbol für Glücklichsein

Ein Kind gilt als Symbol für Glücklichsein. Dafür gibt es wichtige Gründe.

Leben wird zum kleinen Glück, wenn Trennung aufgehoben wird, wenn gegensätzliche Pole sich finden und Neues entsteht. Wenn Frau und Mann sich in der Liebe vereinigen, kann neues Leben wachsen, und ein Kind wird geboren. Dieses Kind ist Zeichen der Einheit von Mutter und Vater. Eine solche Einheit bedeutet Glück; denn Absonderung und Entfremdung sind beseitigt. Darüber hinaus ist das Kind zweier Liebender ein Symbol ihrer Hoffnung auf eigene Unvergänglichkeit. Das Kind gibt auch die Richtung an, in die seine Mutter und sein Vater schauen. In der Phase des Verliebtseins sehen die Verliebten nur sich selbst. Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) schreibt: „Liebe besteht nicht darin, daß man sich gegenseitig in die Augen schaut, sondern daß man gemeinsam in dieselbe Richtung blickt.“ Richard von St.Viktor (1110-1173) sagt: „Vom Eins der Liebe spricht man dort mit Recht, wo von zweien etwas Drittes eines Herzens und vereint geliebt wird, und wo zweier Neigung im Brand der Liebe zu etwas Drittem zusammenschlägt in eins.“ Dieses Dritte ist im idealsten Falle Gott, aber es kann auch ein gemeinsames Werk sein; bei vielen Liebenden ist es das gemeinsame Kind.

In der Sünde lebt der Mensch entfremdet von Gott und vom Nächsten, von der Umwelt und von sich selbst. Er sehnt sich nach Heil und Glück und bedarf der Erlösung. Erlöst wird er durch ein Kind. Gott selbst wird dieses Kind, dessen Geburt wir an jedem Weihnachtsfest feiern.

Ein Kind hat noch die Fähigkeit, ganz in der Gegenwart zu leben. Sein Zeitgefühl ist anders als das der Erwachsenen. Es gehört mehr dem Kairos, dem gefüllten Augenblick, an als dem Chronos, dem Diktat der Zeit. Das bedeutet Paradies. Dann aber erfolgt recht bald die Vertreibung. Es gibt kein Zurück ins Paradies, aber ein Voraus ins Gelobte Land, ins Himmelreich, ins Reich des höchsten Glücks. Dazu aber muß der Mensch wieder Kind werden (vgl. Mt 18,3). Damit ist nicht Kindischwerden oder gar Kind bleiben gemeint; der Weg durch die Erwachsenenwelt ist schon zurückzulegen. Aber die Haltung eines Kindes muß zurückerworben werden, um im Land des Glückes leben zu können. Es macht gerade das Pilgersein des Menschen aus, daß er noch nicht am Ziel ist. So ist er seinem Wesen nach nicht ganz glücklich, es fehlt ihm noch das Ganz-Große-Glück. Er lebt in der Entfremdung durch die Sünde. Jesus ließ die Kinder zu sich kommen, weil ihnen das Himmelreich gehört (vgl. Mk 10,14; Mt 19,14; Lk 18,16).

Viele Menschen träumen von Kindern, sei es, daß sie sich selbst als Kind träumen, daß sie mit einem Kind zu tun bekommen oder sogar selbst ein Kind bekommen. Einige bekommen einen Schreck nach solchen Träumen, die doch sehr positiv sind. Das Kind steht hier für ein Neuwerden des Träumers, in ihm will etwas wachsen; das Kind steht für jene Gestalt, die aus der Synthese von bewußten und unbewußten Persönlichkeitsteilen hervorgeht. Das Kind ist daher ein die Gegensätze vereinigendes Symbol und somit ein Heilbringer und Glücklichmacher.

Möge es uns gelingen, wieder wie Kinder zu werden.