15.4.2020

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das „Osterlachen“ wird verschoben

Es gab in der Barockzeit einen heute völlig vergessenen Osterbrauch: das „Osterlachen“ (lat. risus paschalis). Im Ostergottesdienst pflegte der Prediger Witze zu erzählen oder wenigstens in seine Predigten einfließen zu lassen. Es gab die sogenannten Ostermärlein mit Themen, die sonst in der offiziellen Kirche eher tabuisiert waren. An dieser Stelle des Kirchenjahres hat die Kirche die Gottesdienstbesucher ausdrücklich zur Heiterkeit eingeladen.

Zweimal berichtet die Bibel, Jesus habe geweint, und zwar über Lazarus (Joh 11,35) und über Jerusalem (Lk 19,41-44), aber von einem lachenden Jesus steht nichts geschrieben.

Auf dem Ölberg in Jerusalem, wo Jesus im Wissen um die kommende Zerstörung der Stadt weinte, entstand 1955 auf den Fundamenten einer byzantinischen Kirche aus dem 6. Jahrhundert die Kirche Dominus Flevit (lat.) = Der Herr weinte. Archäologen machten auf dem Gelände zwischen 1953 und 1955 aufsehenerregende Ausgrabungen und legten einen jüdisch-christlichen Friedhof aus dem 1. Jahrhundert frei.

Blick aus Dominus Flevit auf Jerusalem

„Nach den Tränen stellt im Leben sich auch oft das Lachen ein.
Tränen haben auch die Reben, aber trotz der Tränen geben sie den lust’gen, gold’nen Wein.“
(Justinus Kerner 1786-1862)

Was bedeutet das in der Corona-Krise?
Niemand kann sich erinnern, daß die Kirchen die Osterliturgie nicht mit der gesamten Gemeinde feiern konnten. Aber die Hoffnung auf die Auferstehungsfreude, die Jesus uns geschenkt hat, darf nicht sterben. Auch die Menschen, die nicht daran glauben, dürfen Hoffnung haben für die Zeit nach der Corona-Krise, Hoffnung auf die Lernfähigkeit der gesamten Menschheit, auf dem ganzen Erdball in Frieden und Eintracht miteinander zu leben.

Siehe auch „Die Welt nach Corona“.