12.11.2020

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Maria den Umgang mit Knoten lernen

Durch die neue Perikopenordnung ist die Verkündigungserzählung, die bislang ausschließlich an Marienfesten als Evangelium vorgesehen war, in die unmittelbare Nähe von Weihnachten gerückt. Im Lesejahr B hören wir das Evangelium Lk 1,26-38.

Von Maria werden weder Rang oder Titel noch besondere Taten, die sie vor Gott auszeichnen, erwähnt. Sie ist so unscheinbar und unbekannt wie das Dorf, in dem sie wohnt. Aber etwas an ihr ist ganz besonders, die Barmherzigkeit Gottes.

Das Volk Gottes gibt Maria verschiedenste Titel. Am außergewöhnlichsten ist wohl die Bezeichnung „Knotenlöserin“. In St. Peter am Perlach in Augsburg wird sie als solche verehrt.

Wer diese Kirche betritt, findet im rechten Seitenschiff oft zahlreiche Beter vor einer ungewöhnlichen Mariendarstellung.

Das Gemälde stammt von dem Augsburger Künstler Johann Georg Melchior Schmidtner (1625-1705). Es zeigt die auf einer Mondsichel stehende Madonna, wie sie Knoten in einem langen weißen Band löst und zugleich mit dem Fuß auf den Kopf einer Schlange als Symbol für den Teufel tritt.

Die Beter dürfen auf tatkräftigen Beistand hoffen. Darauf verweisen die beiden kleinen Gestalten unter Marias Füßen, der Erzengel Rafael und Tobias. Der Engel führt Tobias aus einer dunklen Lebenslandschaft heraus dem Licht entgegen.

Einem gläubigen Menschen kann das Böse nichts mehr anhaben. Die verknotete Schlange zu Marias Füßen entspricht den Verknotungen des Bandes in ihren Händen. Der Glaubende wird fähig, sich den eigenen Lebensknoten zu stellen, die unlösbaren Gott anzuvertrauen und sich bereitwillig und geduldig wie Maria der Lebensknoten anderer anzunehmen.

Als Jorge Mario Bergoglio (* 1936), der heutige Papst Franziskus, sich 1986 zu Studienzwecken in Deutschland aufhielt, machte er auch einen Abstecher nach Augsburg, besuchte die kleine Kirche und war überwältigt von dem Gemälde. Er nahm eine Postkarte mit nach Hause und machte das Motiv später als Bischof von Buenos Aires in seiner Heimat bekannt. Seit seiner Wahl zum Papst ist die Knotenmadonna in der gesamten katholischen Welt bekannt.

Link zur Homepage von St. Peter in Perlach – Wallfahrt zu „Maria Knotenlöserin“

Link 1 zur Sendung des BR Fernsehens vom 2. Mai 2020 –Die Knotenlöserin Maria – Ein heimlicher Weltstar aus Augsburg

Link 2 zur Sendung des BR Fernsehens vom 2. Mai 2020 –Die Knotenlöserin Maria – Ein heimlicher Weltstar aus Augsburg

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Vatican News vom 14. Oktober 2020 – Papst an Augsburger Pilger: „Bittet Maria Knotenlöserin für mich!"

Papst Franziskus hat an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz Pilger aus Augsburg darum gebeten, Maria Knotenlöserin um Fürsprache für ihn zu bitten. Das Gnadenbild in der Wallfahrtskirche St. Peter am Perlach in Augsburg ist dem Papst seit Jahrzehnten lieb.

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Alexander der Große (356 -323 v. Chr. G.) hatte eine andere Methode, einen Knoten zu lösen. Laut einem Orakel galt es, den Gordischen Knoten, ein kunstvoll verknotetes Seil, zu lösen, um die Herrschaft über Asien zu erringen. Trotz zahlreicher Versuche gelang es niemandem, diese Aufgabe erfolgreich auszuführen. Auf seinem Zug nach Persien im Frühjahr 333 v. Chr. G. hieb Alexander den Knoten mit einem Schwertstreich durch und begann damit seinen Siegeszug durch Asien.