27.5.2020

Der geöffnete Ring

Viele Völker kennen für die Polarität des Lebens den geöffneten Ring oder den offenen Armreif mit einem hellen und einem dunklen Ende, beziehungsweise Anfang. Diese werden oft als Löwenköpfe dargestellt.

Ein Lorbeerkranz ist nicht geschlossen, die beiden Kreisenden stehen einander gegenüber. Ähnlich verhält es sich zum Beispiel auch bei einem Hufeisenmagneten. Erst durch seinen positiven  u n d  seinen negativen Pol ist er funktionstüchtig. Es gibt einen Anfang und ein Ende der irdischen Wirklichkeit. Das Leben des Menschen hängt in der kleinen Lücke, welche die Kräfte des lichten und des dunklen „Endes“ bilden, er ist der Mittler zwischen beiden.

In der Vereinigung erblühen die beiden Kräfte zu einer neuen farbigen Welt. Der geöffnete Ring ist der kürzeste Ausdruck für eine polare Ergänzung. Beide suchen einander wie Mann und Frau und finden sich im Kind.

Während meiner Zeit als Geistlicher Leiter und Spiritual des „Geistlichen Zentrums Haus Aspel“ am Niederrhein habe ich eine Gruppe begleitet, die sich den Namen „Aspeler Ring“ gab. Der Hausmeister und eine Teilnehmerin gestalteten den offenen Ring künstlerisch als Symbol für die Gruppe.

Wachsende Ringe
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.
(Rainer Maria Rilke 1875-1926)