
8.10.2022
Der kleinste Teil der Rede ist das Wort
Buchstaben sind tot, erst in Worten und vor allem in gesprochenen Sätzen werden sie lebendig. Mit den Lauten erhalten sie eine gewisse „Leiblichkeit“. Leben erhält das Wort zwar durch das Sprechen, aber aussagekräftig wird es erst durch den Ton und die Betonung.
Johannes beginnt sein Evangelium mit dem Satz „Im Anfang war das Wort“ (Joh 1,1). Am Anfang kann das Wort aber nur stehen, weil es wirklich gesprochen wurde, es lag nicht gedruckt zwischen zwei Buchdeckeln vor. Gleiches gilt für die Schöpfungsgeschichte, Gott sprach und es ward … (vgl. Gen 1,2ff).
Eine Redewendung lautet: „Alles spricht uns an.“ Auch Gott spricht die Menschen, direkt nachdem er sie erschaffen hat, an. „Seid fruchtbar, und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“ (Gen 1,28)
Ebenso werden die Personen in zahlreichen Märchen angesprochen. Im Märchen „Frau Holle“ wendet sich zum Beispiel ein Apfelbaum an die beiden Mädchen.
Jedes Wort ist gut und schön, wenn es dort, wo wir es aussprechen, echt ist. Unechte Worte haben eine Aura von Lächerlichkeit. Falsche Worte äußern Menschen, die nicht an die Sache, sondern an sich denken. Der Versuch, sich wichtig zu machen, läßt den Sprechenden an Glaubwürdigkeit verlieren.