8.11.2018

Der Mensch ist ein Erdling

Wer die Bibel aufschlägt, entdeckt schon auf den ersten Seiten den Zusammenhang zwischen Mensch und Erde; denn das ganze Schicksal des Menschen ist verknüpft mit dieser Erde, von der er genommen ist und auf der er lebt.

Zuerst ist die Erde ohne Leben, und es gibt noch keine Menschen, die sie bestellen. Aber dann bildet Gott aus der Adama (=Ackerboden) den Adam (=Erdling) und bläst in dessen Nase den Lebensatem. Diesen Adam setzt er in den Garten, den er für ihn gemacht hat (vgl. Gen 2,5-8). Nach dem Sündenfall werden beide, Mensch und Erde, bestraft. Um des Menschen willen muß die Erde leiden, und trotzdem erhält er von ihr seine Nahrung, die er sich aber im Schweiße seines Angesichtes erarbeiten muß (vgl. Gen 3,17). Das Erdreich trägt den Fluch der Menschentat, doch bringt es auch den Segen der menschlichen Arbeit und der Krea­tivität hervor. Die Erde ist nicht nur der Urstoff, aus dem der Mensch geschaffen wurde, sie ist auch der Nährboden, dem er sein tägliches Brot verdankt.

Der Mensch hat die Erde schon einmal verdorben, so daß Gott eine Sintflut schickte (vgl. Gen 6,11). Wie sehr müßten wir das in unseren Tagen bedenken; denn wir ruinieren die Erde bis zur Unbewohnbarkeit. Vermut­lich können wir es heute gründlicher als die Menschen vor der Sintflut, so daß wir selbst fähig sind, einen Weltenbrand zu ent­fachen. Die Atompilze von Japan und die bren­nenden Wälder auch in unseren Regionen geben uns einen Vorgeschmack davon. Wann lernen wir, daß wir mit der ganzen Erde in einer Schicksalsgemeinschaft leben?

Die Prärie-Indianer betrachteten ihre Heimat nicht als ihr Eigentum, vielmehr hielten sie sich selbst für Besitzstücke ihres Landes. Nicht sie besitzen die heimatliche Erde, die Erde besitzt sie, sie sind Eigentum der allgemeinen Mutter. Die Sioux kannten kein Vaterland, aber ihre Mutter Erde war ihnen so heilig, daß niemand einen Besitzanspruch geltend machen durfte.

Daß die Erde wie eine Mutter das Leben, das sie hervorgebracht hat, wieder aufnimmt, wenn es gestorben ist, bringen manche Völker dadurch zum Ausdruck, daß sie ihre Toten in Hockerstellung, also in der Haltung eines Embryos, beisetzen. Hiob schreibt: „Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner Mutter; nackt kehre ich dahin zurück. Der Herr hat gege­ben, der Herr hat genommen; gelobt sei der Name des Herrn.“ (Ijob 1,21)

Wie sehr achte ich die Schöpfung?

Siehe auch Themenfeld „Mensch“.