17.7.2022

Die Augen unserer Augen öffnen

Der Aufbau unseres Auges ermöglicht uns ein höchst differenziertes Sehen.

Trotz seiner Isolierung in der Augenhöhle läßt es sich wesensgemäß nur als Glied eines beseelten und von einem Ich durchgeistigten Organismus her tiefer verstehen.

Wenn zwei Menschen einander in die Augen blicken, handelt es sich nicht nur, wie bei fast allen sonstigen Eindrücken, um eine gleichsam neutrale Wahrnehmung. Die beiden sich gegenseitig durchdringenden Sehstrahlen vermitteln eine direkte, seelisch-übersinnliche Begegnung vom Ich zum Ich wie bei einem Händedruck.

Im Alter wird es Zeit, einen Sinn für das dritte Auge zu entwickeln, das Auge des Herzens.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry 1900-1944)

So sollen wir die Augen unserer Augen öffnen. Für die Augen des Herzens sind alle Dinge staunenswert. Die größte Überraschung ist, daß es überhaupt etwas gibt und nicht NICHTS ist.

Unsere Gotteserfahrung beginnt und endet mit dem ruhelosen Herzen. „Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“, formuliert Augustinus (234-430) in seinen Bekenntnissen (1,1).

„Gott in mir“ werde ich vollkommen erfahren in der Ewigkeit im Jenseits.