
28.12.2018
Die Beziehungen zwischen Tier und Mensch, aufgezeigt am Wolf
Wolf
Der Götterfreund Loki aus der germanischen Mythologie, der zugleich auch Feind und Urheber des Bösen war, also eine Art nordischer Luzifer, hatte drei Kinder: Hel, die Midgardschlange und den Fenriswolf. Die Nahrung der Midgardschlange war die Eigenliebe der Menschen, die des Wolfes deren Lüge. Da die Menschen viel lügen, wurde der Wolf riesengroß. Wenn er sein Maul aufsperrte, reichte der Oberkiefer bis an den Himmel und der Unterkiefer bis zur Erde. So wird auch der Höllenrachen dargestellt.
Der Wolf selbst gilt als großer Lügner und Täuscher. Wir kennen ihn vor allem aus den Grimmschen Märchen „Rotkäppchen“ und „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“. Der römische Dichter Plautus (um 254–184 v. Chr. G.) formulierte: „Homo homini lupus est – Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“, aber nicht nur der eine ist dem anderen ein Wolf, sondern jeder ist es auch sich selbst. Wenn wir den Wolf in uns erkennen, ist er ungefährlich, und wir können normal mit ihm umgehen oder uns vor ihm schützen. Erkennen wir ihn jedoch nicht, dann bringt er den Tod. Unter den Wölfen selbst gibt es Unterwerfungsgesten, die Aggressionen rechtzeitig stoppen. Erkennen wir den Wolf in uns? Lüge ist ein Umgehen der Selbsterkenntnis.
Wir sprechen vom Wolf im Schafspelz, in Unschuldigem verbirgt sich Schlimmes. Die Transaktionsanalyse kennt das Wolfsskript. Dort sieht einer aus wie ein Wolf und tarnt damit seine empfindsame Seele. Solche Menschen können niemandem etwas zu Leide tun.
Kein Tier zieht Menschen groß außer dem Wolf. Wir kennen dies aus der Mythologie, beispielsweise von den legendären Gründern der Stadt Rom, Romulus und Remus, die eine Wölfin großzog. Wir wissen es aber auch aus der Geschichte von sogenannten Wolfskindern.
In der deutschen Sprache gibt es zahlreiche, vor allem Vornamen, die mit dem Wort „Wolf“ beginnen. Der geläufigste ist vermutlich „Wolfgang“. Dieser Name bedeutet „mutig wie ein Wolf im Angriff“.
Der Wolf ist auch ein Symbol des Todes und der Verwandlung. Es gibt Paradiesbilder, auf denen alle Tiere friedlich dargestellt sind, nur der Wolf kann es nicht lassen, er reißt ein Schaf.
Siehe auch „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“
und
„Der Wolf im Schafspelz".