27.12.2020

Impuls zum Fest der Heiligen Familie

Schriftstellen:
Erste Lesung: Sir 3,2-6.12-14
Zweite Lesung: Kol 3,12.21
Evangelium: Lk 2,22-40

Der heilige Josef wird auf vielen Weihnachtsbildern als alter Mann mit Bart und Glatze dargestellt. Er steht neben der jungen Maria, strahlt Ruhe, Geborgenheit und väterliche Güte aus. Manchmal wirkt er etwas naiv.

 

 

 

 

Matthäus zeichnet ein anderes Bild von Josef. Das Messiaskind bringt Unruhe in sein Leben, die Stimme des Engels provoziert ihn aufzubrechen, loszulassen. „Steh auf!“

In der Erzählung „Nacht der Hirten, Lämmer und Sterne“ von Ernst Schnydrig (1912-1978) führt Josef ein Zwiegespräch mit seinem Esel „Samivel“:

„Glaub mir, es ist nicht leicht, der heilige Josef zu sein, dir kann ich es wohl sagen. Wenn die Engel den Hirten erscheinen, dann singen sie; mir kommen sie in die Träume wie ein Alpdruck, um etwas zu kommandieren, was mir nicht in den Kopf will ... Und jetzt immer bloß laufen, laufen ... Was werden die Leute von mir denken, wenn ich später in den Kirchen als Heiliger auf dem Sockel stehe mit einer Lilie in den breiten Schreinerhänden, während rechts und links von mir andere Heilige sind mit trotzigen Gesichtern und Schwertern in der Faust? Man wird mir einen Bart umhängen – verlaß dich drauf – und mich so darstellen, als hätte ich Zuckerwasser statt Blut in den Adern gehabt; denn keiner wird wissen, wie ich mich gegen den Engel der Geduld gewehrt habe.“

Aufbruchstimmung finden wir in den biblischen Berichten, wo Menschen von Gott gerufen werden. Das Fest der heiligen Familie macht uns aufmerksam, daß auch die Familien diesem Ruf Gottes ausgesetzt sind. Sie bilden die Räume, in denen das Evangelium ankommen kann – oder auch nicht! So verstanden formuliert Otto Hermann Pesch (1931-2014) zu Recht:
„Es gibt eigentlich keine ‚christliche Familie’ es gibt nur ein Leben in der Familie aus dem Glauben an Gott in Jesus Christus und nach den ethischen Maßstäben, die diesem Glauben entspringen.“

Am Tag der heiligen Familie entdecken wir eine neue Seite des Weihnachtsfestes! Es macht den Menschen, die Jesus begegnen, Beine! Sie hören, sie brechen auf, folgen ihm nach und verkünden die frohe Botschaft durch ihr Leben. Sie gehören zur Gemeinschaft derer, die den Ruf Gottes hören und den Glauben wagen.

Predigt in Billerbeck