27.9.2021

„Die Kirche erwacht in den Seelen“

Mit dem Titel „Vom Sinn der Kirche“ begann Romano Guardini (1885-1968) im September 1921 eine 1922 veröffentlichte Vortragsreihe.

Es ist nicht verwunderlich, daß Karl Leisner (1915-1945) als Diözesanjungscharführer das Thema in einem Vortrag aufgegriffen hat.

 

 

 

Aus seinen Tagebuchnotizen

27. Januar 1935
Und nun nach einem cap. aus Guardini „W u W“ [„Wille und Wahrheit“] in die Falle!

Aus den Notizen für ein Referat 1935 geht hervor, wie wichtig Karl Leisner Romano Guardini war.

Liturgische Erneuerung [Bewegung] und Jugendbewegung
„Die Kirche ist erwacht in den Seelen“. (Guardini[1])
Forderung von grader natürlicher Haltung (Werkbriefe „Briefe über Selbst­bildung“[2]) und echter natürlicher Wertaufgeschlossenheit. (Gratia supponit natu­ram [gratia praesupponit natu­ram, elevat et perfecit (lat.) = Die Gnade setzt die Natur vor­aus, er­hebt und vollendet sie].)
Autorität und Freiheit
Literatur: Schriften Guardinis. – [Wilhelm] Stählin. – Voggen­reiter-Verlag. – Werk­bund-Verlag Würzburg.[3]
Weitblickende katholische Priester nahmen sich der Gruppen an: Hermann Hoffmann – Klemens Neumann (Spielmann [Liederbuch „Der Spielmann“]) – Romano Guardini.
1920–1924 Vorwort zur 4. Auflage von Guardini „Neue Jugend und katholi­scher Geist“.[4]
[1] Guardini, Romano: Vom Sinn der Kirche. Fünf Vor­träge, Mainz 1922: 1
Der erste Vortrag „Das Erwachen der Kirche in der Seele“ beginnt mit dem berühmt gewordenen Zitat: „Ein religiöser Vorgang von unabsehbarer Tragweite hat eingesetzt: Die Kirche erwacht in den See­len.“
[2]
Guardini, Romano: Briefe über Selbstbildung, Mainz 1930
[3]
Im Werkbund-Verlag wurden viele Schriften Romano Guardinis gedruckt.

Es ist nicht ersichtlich, an welche Veröffentlichungen von Wilhelm Stählin Karl Leisner dachte. Es könnte sich um „Vom Sinn des Leibes“, Stuttgart 21934 han­deln.
[4]
Guardini, Romano: Neue Jugend und katholischer Geist, Mainz 1921, 41924

Siehe auch Karl Leisners Beschäftigung mit dem großen Religionsphilosophen Romano Guardini.

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Christ in der Gegenwart Nr. 37/2021 brachte auf den Seiten 6 und 7 einen Artikel von Andreas R. Batlogg mit dem Titel „Das Mysterium wieder entdecken“ und den einleitenden Zeilen „,Die Kirche erwacht in den Seelen‘. Stirbt sie auch dort? Vom Sinn und Nutzen einer Guardini Relektüre“.

(Texte zweimal anklicken)

(Texte zweimal anklicken)

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Für mich bedeutet „erwacht in den Seelen“: Der Mensch von heute muß die Erfahrung der Transzendenz, die wir Christen Gott nennen, erleben. Karl Rahner (1904-1984), Romano Guardinis Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung an der Universität München, formulierte bereits 1966: „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“

Ich hatte das Glück, Romano Guardini in meinen Freisemestern in München zu hören und Karl Rahner während meines Studiums in Münster.

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Siehe auch „Die Kirche erwacht in den Seelen“ – Ist sie wieder eingeschlafen? – März 2018.