
5.9.2021
Die Kraft des Verzeihens
Wer verzeihen kann, handelt nicht aus Schwäche, sondern aus Stärke. Er ist fähig, das Ausmaß der eigenen Verletzung zu betrachten, aber dennoch nicht bei sich zu bleiben, sondern auf den Menschen zuzugehen, der die Verletzung hervorgerufen hat. Solche Fähigkeiten besitzt nur der Mensch. Wer verzeiht, benennt, was ihm widerfahren ist. Er verzichtet auf Vergeltung, indem er vergibt. In diesem Wort steckt das Wort Gabe, er macht also gewissermaßen ein Geschenk.
Wer verzeiht, macht sein Leben leichter, er muß nichts mehr nachtragen. Das gilt vor allem auch in bezug auf die eigene Person. Wer sich selbst verzeiht und mit sich im reinen ist, stirbt leichter. Aber auch schon vorher kann es Erleichterung geben. Man hat herausgefunden, daß derjenige, dem Unrecht geschehen ist und der verziehen hat, eine bessere Blutversorgung des Herzens hat, weil die Ausschüttung des Streßhormons Cortisol verringert ist.
Ich persönlich bin mit denen ausgesöhnt, die mir Böses wollten; denn es diente mir letztendlich zum Guten. Der ägyptische Josef sagte zu seinen Brüdern, die vorgehabt hatten, ihn umzubringen: „Ihr habt Böses gewollt und Gutes erreicht“ (vgl. Gen 50,20).
Siehe auch Der Buß- und Bettag ist ein evangelisches Fest – Was entspricht dem bei den Katholiken?