
17.9.2022
Die Macht des Süßen
Jedes Lebensmittel hat seine eigene symbolische Bedeutung. Brot ist das Grundnahrungsmittel schlechthin. Es hat etwas mit dem Existenzminimum zu tun; denn wir brauchen es, um zu überleben. Daher beten wir um das tägliche Brot.
Zucker und Süßes waren im Gegensatz zu Brot schon immer ein Symbol des Genusses. Die Tradition hat das Süße an das Ende der Mahlzeiten gesetzt. Es dient nicht dem Stillen des Hungers, sondern verschafft zusätzliche Freude. Auch Genuß ist ein wichtiger Teil des Lebens.
Die Neigung zum Süßen ist den Menschen mitgegeben. Süßes ist das einzige, was der Säugling genießerisch akzeptiert, während er Saures, Salziges und Bitteres instinktiv ablehnt.
Süßes gehört wie aller Genuß untrennbar zum Leben. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) schreibt in einem Brief an Charlotte von Stein (1742-1827): „Genießet, weil Ihr süße seid, auch etwas Süßes gerne.“
Die Vorliebe für Süßes in unserer heutigen Gesellschaft steht in enger Verbindung mit der Geschichte der kolonialen Produktion und Vermarktung des Zuckers. Anfangs wurde er vor allem als Medizin und als Würzmittel verwendet.
Einen starken Zuwachs erfuhr der Zuckerkonsum mit der kolonialen Produktion des Zuckers durch afrikanische Sklaven. Der Zuckerrübenanbau in Europa brach im 19. Jahrhundert das Monopol des Kolonialzuckers.
Vorsicht im Umgang mit Zucker ist bei Neigung zu Karies, Diabetes und Adipositas geboten.