4.5.2023

Die Täuschung unserer Sinne

Normalerweise entsprechen die durch unsere Sinnesorgane gegebenen Eindrücke der Wirklichkeit. Sitzt man aber zum Beispiel in einem stehenden Auto oder Zug und das daneben befindliche Transportmittel setzt sich in Bewegung, hat man den Eindruck, das Gefährt, in dem man sich selbst befindet, sei losgefahren. Erst nach kurzer Zeit realisiert man, daß das eigene Auto beziehungsweise der Zug nach wie vor steht.

Eine Erklärung für dieses Phänomen liefert das Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik unter dem Stichwort Zug-Illusion beziehungsweise Scheinbewegungen.

 

 

 

 

 

 

 

In aller Regel widersprechen sich die Informationen, die uns die Sinnesorgane liefern, nicht. Es gibt Situationen, in denen man plötzlich wahrnimmt, daß dieser einheitliche Eindruck keine Selbstverständlichkeit ist.

Wenn man am Bahnhof im stehenden Zug sitzt und der Nachbarzug auf einmal losfährt, dann kann sich das Gefühl einstellen, der eigene Zug habe sich in Bewegung gesetzt. Nach kurzer Zeit behebt sich der Irrtum wie von selbst, man gewinnt gleichsam wieder festen Boden unter den Füßen. Solch alltägliche Erfahrungen lehren, daß die verschiedenen Wahrnehmungen einer Feinabstimmung bedürfen, die weitaus komplexer ist, als man auf den ersten Blick annehmen möchte.

Im genannten Beispiel signalisiert das Auge dem Gehirn Bewegung. Die Meldungen, die von den Berührungs- und Spannungssensoren in Haut, Muskeln und Gelenken sowie vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr zum Gehirn gelangen, besagen jedoch, daß der Körper ruht. Ein solcher Widerspruch wird nicht zugelassen. Also trifft das Gehirn eine Wahl. Es schreibt zunächst den visuellen Informationen mehr Bedeutung zu, bis dann die Empfindung, daß wir uns eigentlich nicht bewegen, doch die Oberhand gewinnt. In diesem Moment springt das Gefühl, der eigene Zug sei schon losgefahren um in die Erkenntnis, daß er noch steht.