17.4.2021

Die Wüste ist ein Ort großer Gotteserfahrungen, aber auch der Versuchungen

Aus den flüchtigen, formlosen und luftigen Zutaten Wind und Sand entstehen die Dünen. Sie bilden ein geordnetes Chaos. Aber Wüste enthält vor allem Geröll, Felsenschutt und Steine. Nur ein Sechstel der Sahara besteht aus Sand. Verwüstung ist nur im Ausnahmefall Versandung.

Die Wüste zeigt sich in der Heiligen Schrift oft bösartig, gefährlich und lebensfeindlich. Sie ist ungesegnetes (Gen 2,5) und verfluchtes Land (Jer 4,26f) sowie Ort der Versuchung für Israel (Ex 14,11ff) und für Jesus (Mt 4,1). Wüste ist der Aufenthaltsort der wilden Tiere, der Ungeheuer und Dämonen, deswegen schickt Israel den Sündenbock in die Wüste. Sie wird aber auch zum Ort der Begegnung mit dem lebendigen Gott. Ganz auf den Glauben verwiesen, erfährt der Mensch Gottes Macht.

Die Propheten blicken zurück auf die Jugendzeit Israels in der Wüste und möchten zurück zu solch reiner Verwirklichung religiösen Lebens (Jer 2,2; Os 13,5; Am 2,10). Auch die Gemeinschaft von Qumran verfolgte dieses Ziel.

Jesus geht aus seiner Stadt fort in die Wüste und von dort in die benachbarten Dörfer (Mk 1,35f und Lk 4,42f). Er betet in der Einsamkeit und richtet sich auf den Vater aus (Mt 14,13; Lk 5,16; 9,10). Die Einsamkeit ist eine Möglichkeit zum Ausruhen (Mk 6,31).

Wer in die Wüste geht, muß auf die Hilfe anderer vertrauen können und umgekehrt.

Wer vom Geist in die Wüste getrieben wird,  hört in ihrer grandiosen Weite Gott aus dem brennenden Dornbusch reden.

„Immer wieder legte sich ein Beduine der Länge nach auf den Boden und drückte sein Ohr in den Wüstensand. Verwundert fragte ihn der Missionar: „Was machst du da eigentlich?“ Der Beduine richtete sich auf und sagte: „Freund, ich höre, wie die Wüste weint. Sie möchte ein Garten sein.“ (Alte afrikanische Geschichte)

„Warum zwingst du mich Herr, diese Wüste zu durchqueren? Ich quäle mich inmitten der Dornen. Nur aber eines Zeichens bedarf es von dir, daß die Wüste sich wandelt, daß der blonde Sand und der Horizont und der große stille Wind nichts Fremdes mehr sind und nichts Zufälliges, sondern ein weites Reich, durch das hindurch ich dich erkenne.“ (Antoine de Saint Exupéry 1900-1944)

„Immer, wenn Stille gesagt wird, besteht die Gefahr, daß Beharren und Stillstand gemeint wird. Das darf nicht sein. Stille ist nichts, wenn nicht das Weiter-Eilen darinnen ist.“ (Erhart Kästner 1904-1974)