
23.12.2020
„Du mußt dein Leben ändern“
Mit diesen Worten endet Rainer Maria Rilkes (1875-1926) Sonett „Archaischer Torso Apollos“.
Ebenso schließt auch der Artikel von Edo Reents (* 1965) in der F.A.Z. vom 10. Dezember 2020 Nr. 288: „Was will uns das Virus sagen? In der Pandemie Sinn zu suchen, fällt schwer. Aber sie könnte uns zu der Einsicht taugen: Wir müssen unser Leben ändern.“
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Edo Reents beginnt seinen Artikel mit der Frage: „Will eigentlich niemand wissen, ob Corona uns vielleicht doch etwas zu sagen hat, etwas das über Hygienevorschriften hinaus ginge?“ Er bringt zahlreiche Beispiele, wie die Antwort auch aussehen könnte, angefangen von einer Strafe Gottes, über Bill Gates als „Verursacher“, bis zu der Feststellung, unter dem dichtgewobenen Flickenteppich der Verordnungen verberge sich eine gewisse intellektuelle Genügsamkeit.
Es wäre also Platz für Sinnstiftung. Von höherer Stelle höre man jedoch wenig. Edo Reents sieht es nicht als eine Strafe Gottes an, schließt aber ein von einem Ökosystem gesandtes Zeichen nicht aus; denn dessen Zustand ist äußerst beklagenswert und spitzt sich dramatisch zu. Vielleicht ist es die Quittung für die Lebensweise der Menschen. Die Bedrohung der Menschheit durch die Krankheit mag Anlaß sein, über die der Erde geschuldeten Versäumnisse nachzudenken. Edo Reents regt zu der Überlegung an, ob es mit der Logik von Wachstum und Konsum immer so weitergehen kann. Gegen Ende heißt es: „Hier [...] müsste eine Wertedebatte einmal ansetzen, an deren Ende vielleicht so etwas wie eine Grundwertekommission stünde, die gar nicht Sache nur einer einzigen Partei zu sein bräuchte. Niemand wird ja annehmen, dass, wenn Corona erst vorbei ist, dann noch alles gut wird, auch dann nicht, wenn die deutsche Wirtschaft, womit ja fast zu rechnen ist, sich wieder erholt hat. Die Probleme, die warten beziehungsweise eben nicht warten, dürften bekannt sein.“