
12.2.2022
Dürfen wir alles, was wir können/könnten?
David hätte König Saul in einer Höhle töten können. Statt dessen hat er nur einen Zipfel von Sauls Mantel abgeschnitten. Selbst daraufhin plagte ihn sein schlechtes Gewissen, so daß er seinen Gefolgsleuten gegenüber äußerte: „Der Herr bewahre mich davor, meinem Gebieter, dem Gesalbten des Herrn, so etwas anzutun und Hand an ihn zu legen; denn er ist der Gesalbte des Herrn.“ (1 Sam 24,7)
Wir sind gewohnt, unsere Gewissenserforschung nach drei Gesichtspunkten auszurichten: Gott, der Nächste und wir selbst. Diese gilt es zu erweitern um den Punkt „Schöpfung“. Wir müssen eine größere Aufmerksamkeit für Gottes Schöpfung aufbringen. Franz von Assisi nannte sie Bruder und Schwester.
Gott gibt seine Schöpfung dem Menschen in die Hand. Dieser hat inzwischen eine solche Gewalt über sie, daß er sie gänzlich vernichten kann. Wie groß ist die Zahl der Menschen, die heute noch sagt: „Ich will nicht die Hand an die Schöpfung meines Herrn legen; denn sie ist des Herrn!“?
Gott hat zum Beispiel die Hühner nicht nur zum Eierlegen zur Entstehung neuen Lebens und zur Nahrung für uns und andere Lebewesen geschaffen, sondern sie sollen auch zu seiner Ehre sandbaden und auf grasbewachsenem Grund nach Herzenslust gackern. Aber viele Hühnerzüchter finden das unrentabel und lassen sie nur noch möglichst viele Eier legen.
Ähnlich ergeht es den Schweinen und anderen Tieren.
Wir haben den Sinn dafür verloren, nicht alles nur unter dem Gesichtspunkt von Leistungen und Nutzen zu sehen.
„Die Rose ist ohn Warum, sie blühet, weil sie blühet.“ (Angelus Silesius 1624-1677)