
12.1.2023
Ecclesia semper reformanda est - die stets reformbedürftige Kirche
Die Katholische Kirche muß sich auf verschiedenen Gebieten ändern. Am besten wäre es, wenn sie da wieder anfinge, wo sie stand, bevor sie nach dem Tod von Kaiser Konstantin (zwischen 272 u. 285-337) in der sogenannten Konstantinischen Wende unter Kaiser Theodosius (nach 392) Staatsreligion wurde und die katholischen Würdenträger den Staatsbeamten gleichgestellt wurden. Das ist ihr nicht gut bekommen. Sie hat die Macht, die sie bis heute hat, mißbraucht. Im Mittelpunkt steht das Recht und nicht die Barmherzigkeit, wie Papst Franziskus (* 1936) sie in den Vordergrund stellt.
Darüber hinaus sollten wir die Sprache Jesu lernen. Der historische Jesus stammte aus Nazareth und sprach Aramäisch, dieses aber wurde im Theologiestudium nicht unterrichtet. Diese Sprache sollte die Grundlage für die Bibel sein. Statt dessen hat man sich auf das Griechische gestützt, aus dem die deutsche Bibel übersetzt wurde, was zu Fehlübersetzungen geführt hat.
Ausführliche Informationen zu dieser Thematik gibt der Journalist und Buchautor Franz Alt (* 1938) unter anderem unter der Überschrift „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“ und den einleitenden Zeilen „Wenn die Kirche des Westens wieder lebendig werden will, muss sie auf die Urworte ihres Heilands hören – und der sprach Aramäisch. Eine Neujahrspredigt“ auf ZEIT ONLINE vom 2. Januar 2019 sowie in seinen Büchern „Was Jesus wirklich gesagt hat“ und „Die 100 wichtigsten Worte Jesu“.
Franz Alt geht auch auf die Frage von Papst Franziskus ein, ob man im Vaterunser nicht besser „Und lass uns nicht in Versuchung geraten“ beten solle, anstatt „Und führe uns nicht in Versuchung“.
Ich bete wie inzwischen viele Christen: „Und führe uns in der Versuchung“.
Franz Alt bringt mehrere Beispiele für das, was in der deutschen Bibelübersetzung seines Erachtens zu ändern sei. Dabei verweist er vor allem auf den „Jesus-Forscher“ Günther Schwarz (1928-2009), der über 50 Jahre akribisch die „ältesten altsyrischen Grundtexte“ ins Aramäische rückübersetzt und diese anschließend ins Deutsche übertragen hat. Dabei stellte Günther Schwarz fest, daß im Vergleich zur Übersetzung aus dem Griechischen über die Hälfte der Worte Jesu nicht korrekt übersetzt sind.
In der Einheitsübersetzung lesen wir: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Mt. 10,34) Wohingegen Günther Schwarz diese Stelle wie folgt übersetzt hat: „Ich bin nicht gekommen, um Kompromisse zu machen, sondern um Streitgespräche zu führen“, was eher der Gewaltfreiheitslehre Jesu entspricht.
Ein gravierender Unterschied zwischen der Einheitsübersetzung und der Übersetzung aus dem Aramäischen findet sich bei Matthäus 16,18, dort spricht nicht Jesus die Worte „Ich aber sage Dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“, sondern Gott selbst formuliert: „Dies ist er, mein Sohn, mein Einzigartiger. Er, an dem mein Selbst Wohlgefallen hat. Gehorcht ihm! Denn er ist der Fels, auf diesen Felsen werde ich meinen Tempel bauen.“ Laut Franz Alt habe sogar Papst Franziskus verkündet, Jesus selbst sei der Fels und nicht Petrus.
Wenn die Kirche sich erneuern will, muß sie sich an den Quellen orientieren.