22.5.2020

Eindeutigkeit und Mehrdeutigkeit

Mehrdeutigkeit können Menschen kaum ertragen. Ihre Sehnsucht richtet sich auf Eindeutigkeit. Doch die Welt ist durch die Polarität der Schöpfung voller Mehrdeutigkeiten. Ambiguitätstoleranz wäre die Fähigkeit, die positiven und die negativen Eigenschaften in ein und demselben Objekt zu erkennen. Doch es herrscht eher eine Ambiguitätsintoleranz vor. Um Eindeutigkeit zu erhalten, spalten wir einen Pol ab, statt ihn zu integrieren. Das fängt bei „Mann“ und „Frau“ an und hört bei „halb voll“ und „halb leer“ auf.

Die Sprache hilft da auch nicht weiter. Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) sieht in ihr sogar eine Quelle der Mißverständnisse. Manchmal ergibt erst die Betonung Eindeutigkeit, wie zum Beispiel in folgenden Sätzen: „Du sollst das Hindernis umfahren“ oder „Du sollst das Hindernis umfahren“.

Es kommt vielfach auf den guten Willen an, das Gemeinte richtig zu verstehen. Man kann auch bewußt mißverstehen.