
8.10.2021
Entscheidend ist nicht die Lampe, sondern das Öl
Von den 10 Jungfrauen, die darauf warten, bei einer Hochzeit den Bräutigam zu begrüßen, haben 5 Jungfrauen kein Öl für ihre Lampen bei sich (vgl. Mt 25,1-13). Bei der Aufgabe, das Öl in ihren Lampen zum Leuchten zu bringen, haben letztere sich nicht bewährt. Im Gleichnis von den Talenten zeigt sich das gleiche Problem (vgl. Mt 25, 14-30). 3 Diener bekommen das Vermögen, aber nur 2 Diener arbeiten damit und gewinnen etwas hinzu. Der 3. vergräbt sein Geld. Er erfüllt die Erwartungen also nicht.
Unser ganzes Leben dient dazu, uns zu bewähren. Womöglich haben wir weniger Angst vor dem Sterben, als Furcht, nie gelebt zu haben. Glauben wir an ein Leben vor dem Tod?
Bildlich ausgedrückt, sind wir vielleicht mit einer weißen Leinwand, ein paar Farben und einem Pinsel ins Leben geschickt worden. Wir malen unser Leben, das immer mehr Gestalt annimmt, aber vollenden es nicht. Es gilt zu tun, was wir können, und Gott wird das Werk vollenden. Tod ist nichts anderes als Leben in einer anderen Daseinsform. Für Gott gibt es keinen Tod. Und auf Erden?
„Im Wald hat nämlich auch der Tod einen Sinn. Totholz ist für Pflanzen und Tiere von enormer Bedeutung. Denn es steckt voller Leben.“ (Hanns-Karl Ganser * 1953) Im Wald lebt alles, sogar der Tod.
Sorgen wir für das Öl in unseren Lampen, anstatt unsere Talente zu vergraben. Das Sichtbare von uns und der Kirche sollte Ausdruck von etwas Unsichtbarem sein.
Unter der Oberfläche ruht der Seelengrund, das Tiefste, das Heiligste des Menschen.