Quelle des Fotos

1.7.2021

Erinnerungen an Maria Laach

Gerne erinnere ich mich an meine erste Fahrt im Juli 1949 mit meiner Jungschargruppe St. Georg in Kleve Christus-König in die Ferne nach Maria Laach. Ich wußte damals noch nicht, daß unter anderen Karl Leisner sich 1930 dort aufgehalten und Konrad Adenauer sich 1933 dort vor den Nationalsozialisten versteckt gehalten hatte. Maria Laach war ein Anziehungspunkt für die Jugendbewegung.

Quelle der Fotos: Benediktinerabtei Maria Laach

Quelle der Fotos: Pater Sebastian M. Debour OSB Gerleve

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die Anziehungskraft des Klosters nicht nach. Über die Fahrt nach Maria Laach existiert ein Fahrtenbuch.

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Samstag, 30. Juli 1949
Auch heute morgen haben wir lange geschlafen. Nur Franz [Sevens] und Norbert, diese bedauernswerten Kerle mußten früh heraus. Sie sorgten für das Essen. Nach einer Stunde kamen sie mit Milch, Obst, Möhren und Kartoffeln zurück. Die meisten Faulpelze waren wahrhaftig „schon“ auf.
[...]
Als wir ihn [Köbes] endlich im Wald gefunden hatten, marschierten wir zum Kloster zum Gebet der Mönche. Danach gingen Franz und Schuster ins Kloster, um Pater Ambrosius [Dohmes OSB[1]] einen Besuch abzustatten. Die anderen langweilten sich inzwischen auf dem Klosterhof. Aber der Besuch sollte Früchte tragen. Nach einer halben Stunde wurden wir nämlich in das Armsünderstübchen des Klosters gerufen. Dort durften wir zum Schrecken des bärtigen Küchenpaters unsere Mäuler stopfen. Köbes versuchte vergeblich, den Pater Ambrosius auf den Arm zu nehmen. Dann erschien der Pater auf einmal mit einem Stapel Bücher. Was bedeutete das? Wir sollten es bald merken. Er drückte jedem so ein Ding in die Hand. Bei näherer Untersuchung entpuppten sich diese „Dinger“ als Sonntagschotts, welche ein Geschenk des Apostolischen Visitators für Deutschland S. E. [Seine Exzellenz] Bischof [Aloysius] Muench (1889–1962), für die deutsche Jugend waren. Nachdem wir uns bedankt hatten, sind wir zum Lager zurückgegangen. Dort haben wir uns wie gestern abend mit den anderen Jungens ans Feuer gesetzt. Es war schon ziemlich spät, als wir in die Zelte krochen.
[1] Pater Ambrosius (Wilhelm) Dohmes OSB (* 20.4.1901 in Lobberich, † 5.10.1971) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1921 – Prie­sterweihe 27.2.1926 in Münster – Kaplan u. Domchordirektor in Xanten 15.9.1930–31.5.1934 – Am 1.6.1934 trat er als Pater Ambrosius in Maria Laach ein.

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Sonntag, der 31. Juli 1949
Unser Plan, schon in der Frühe dieses Tages mit den Kranenburgern in Richtung Heimat zu fahren, fielen ins Wasser. (Wasser war ja genug da.) Das kam so: P. Ambrosius machte uns den Vorschlag, nicht so früh, sondern erst am Mittag abzufahren. Er riet uns, das Hochamt mitzufeiern und anschließend die Abtei zu besichtigen. Denn sonst hätten wir ja das Ziel der Fahrt verfehlt. Unsere Absicht war ja, Maria-Laach zu erleben und nicht nur dort zu lagern. Und man erlebt Maria Laach nur, wenn man seine Liturgie mitfeiert. Daher nahmen wir den Vorschlag an. Wir wurden nicht enttäuscht. Das Choralamt, welches wir hörten, war wirklich etwas einmaliges. Dieses Hochamt wurde von den etwa 100 Mönchen und Brüdern gestaltet.

7.000 Stunden Musik: Sämtliche Gregorianische Gesänge in einer App

Nach dem Amt bekamen wir von unserem bärtigen Freund jeder ein Kochgeschirr[1] Kaffee (Marke: vorne spitz und hinten spitz)[2]

[1]2013_12_29_KochgeschirrAuf Fahrten hatte man damals ein Kochgeschirr aus dem Bestand der Soldaten dabei. Getränke wurden aus dem Deckel getrunken, wobei der Griff vor allem bei heißen Getränken hilfreich war.
[2] aus den spitzen Körnern von Gerste, Roggen o. Weizen gebrannter Ersatzkaffee

* * * * *

Von Limburg aus, wo ich mein Abitur nachmachte, gab es am 4. Juni 1953 einen Ausflug nach Maria-Laach. Ich schrieb an Zuhause:
Die Schola machte auf „Staatskosten“ eine „Studienreise“. Das war der schönste Ausflug, den ich hier bisher mitgemacht habe, und keinen Pfennig habe ich ausgegeben. Morgens waren wir schon um 7.30 Uhr dort. Um 8.00 Uhr war dann feierliches Hochamt mit Pontifikatassistenz. Da konnte man guten Choral hören. Dann sind wir durch das Kloster geführt worden. Wir durften in Bezirke, wo sonst „gewöhnlich Sterbliche“ nicht hin dürfen; denn wir sind ja auch aus einem Kloster. Nachmittags war dann Pontifikat-Vesper und anschließend Prozession. Um 17.30 Uhr fuhren wir wieder ab.